OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Kastnersche Familien-Grabstätte. Joseph Kastner, Vater, k. k. privilegirt. auch bürgerl. Buchdrucker und Buchhändler, starb im - Jahr seines Alters, den — Anna Maria Kastner, gebohrne Busch, Mutter, starb im - Jahre ihres Alters, den - Sohn, Ferdinand, starb im 20sten Jahre seines Alters, den 18 Juny 1807. Tochter, Anna Maria, starb im vollen 19. Jahre ihres Alters, den 23. Juny 1809. Hier ruhet Anna Bacherin, sie starb im 26. Jahr 1807. Hier ruhet die wohledelgebohrne Frau Elisabetha Leißin, gebohrne Scheibenbogen, des Herrn Johann beiß, burgerl. Handelsmann innigst geliebte Ehegattin, welche am 25. May 1787 im 38. Jahr ihres Alters in Gott selig verschieden ist Deren Kinder. Maria Katharina t am 7 April 1787, alt 7 Tage. Maria Anna t am 25. April 1789 im 5 Jahre ihres Alters. Die bedeutendsten Friedhöfe des 19. Jahr hunderts werden in Reiseführern und to pographischen Werken angeführt, da man als Reisender und Kunstliebhaber dem Friedhof dasselbe Interesse entge genbrachte wie den Bauwerken. Folgende Schilderung eines Leichen begängnisses „von einem Ostpreußen", der 1828 anläßlich einer größeren Reise auch Linz besuchte, läßt eine gewisse Be fremdung erkennen: „Zwei Leichenzüge gingen unter meinem Fenster vorbei. Bei dem ersten wurden wenig Umstände gemacht, viel leicht weil es ein kleines Kind war, was man zu Grabe trug. Die zweite Leiche, die eines Erwachsenen, wurde von der ganzen Schule, Knaben und Mädchen, begleitet, wozu sich die letzten zierlich angezogen hatten. Die Knaben gingen vor, die Mädchen hinter der Leiche. Der Anführer und Beschließer trugen Jeder ein großes schwarzes Kreuz. Gesungen wurde nicht, aber die Knaben sagten Ge bete her, nach Art wie man bei uns die Sprüche in den Schulen vorbetet; was wenigstens auf mich keinen rührenden, sondern eher einen komischen Eindruck machte. Von der feierlichen Langsam keit, womit sich bei uns ein Leichenzug bewegt, weiß man hier nichts; sondern man eilt vielmehr nach Möglichkeit, sich des Todten zu entledigen. Ich kann es mir also wohl denken, daß man hier auch so manche Sitte, die bei uns einge führt ist, um einen Sterbefall für die Uberlebenden lehrreich zu machen, z. B. die Leichenreden, nicht kennt, denn die Sache wurde mir doch etwas hand werksmäßig abgemacht. Zwei Geistliche in schwarzer Kleidung gingen übrigens vor dem Sarge her. Doch waren es auch wohl nur Seminaristen, wie ich fast aus ihrer Kleidung schließen durfte. Es giebt hier nehmlich ein theologisches Semi nar, in welchem jedoch den jungen Leu ten dadurch viele Stunden verloren ge hen müssen, daß sie täglich mehrmals nach der Domkirche gehen, wahrschein lich um dem Gottesdienste beizuwoh nen, oder wohl auch dabei thätig zu seyn. Ich wechselte hier noch mehr Papier geld ein, weil meine Ausgaben sich ver größert hatten, und wanderte dabei zu gleich noch ein Mal zur Donaubrücke, um mich an der Aussicht zu laben. Sie erfreute mich indessen nicht mehr so, als zum ersten Male, denn die Kraft des er-

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