OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Jesus, wahrer Gottes Sohn Laß mich ewig bey dir leben. - Hebts mich auf in Gottes Nam! 7. Wann ihr tut vorüber gehen, Ist die schönste Bitt von mir: Wenn ihr auf mein Grab werdt sehen Schenkt ein Vater Unser mir. Tiets mir alle fleißig beten, Sonsten hab ich nichts vonnöten Deckt mein Leib mit Erden zu; Alls allein die Ewig Ruh. „Abschied" 1. Bin ich ein Jungfrau jung von Jahren, Hab erst das 23. Jahr erreicht. Des Todes Pfeil hat mich getroffen. Ich muß reisen in die Ewigkeit. 2. Vater und Mutter muß ich verlassen. Vier Brüder und eine Schwester; Und jetzt muß ich reisen fremde Straßen Und muß ein Speis der Würmer seyn. 3. Darum, o Mensch, nimm's wohl in Acht, Daß dich der Tod nicht überrascht. Lebe fromm, so bist du jederzeit Auf einen guten Tod bereit. 4. Liebe Freund, um was ich euch bitt', Vergeßt meiner im Gebete nit. Wenn ich einst komm vor Gottes Thron Werd ich für euch alle bitten schon. Und um was ich euch bitt: Vergesset diese meine vieljährige Krank heit nicht. Die mir einen so harten Kampf gekostet hat. Nehmet euch auch wohl zu Herzen Meiner oft bitteren Schmerzen. Die mir mein Herr Jesus Christus hat aufgelegt Und mir tragen geholfen bis in mein Ende. Amen. Den 10. November 1837. Rosalia Hammerlin Die Mundartdichtung sei vertreten durch den Dichter und Germanisten Ed ward Samhaher (1846-1927). Von einem Gedicht über seinen Freund, den ober österreichischen Mundartdichter Anton Matosch (1851-1918), folgt die erste Stro phe: Jaz steht a Kreuz auf dein Hügel, ja, ja, zwögn wö bist denn ganga, gehst uns so a. Und i steh alloan und sing no a Eicht, bis sö sehen hoamlö der Tod einaschleicht. Anhang Zum Gesamtkontext gehören auch die Grabinschriften. Im Biedermeier sind Grabgedichte sehr beliebt. Dann findet man häufig Schriftstellen (vor allem auf evangeli schen Friedhöfen): 1. Korinther-Brief; Psalmen; Hiob als Botschaft an die he benden. Gegen Ende des Jahrhunderts nur mehr kurze Aufrufe: Ruhe sanft! - Auf Wiedersehen! - Unvergessen. Es folgt eine Auswahl aus einer an onymen Schrift unter dem Titel „Blu menlese von Grabschriften" (1811) vom St.-Barbara-Friedhof Einz. Wir stellen mit der Wandlung der Todesauffassung auch einen Wandel in

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