Dir eil' ich zu, des Weltgeräusches müde, Wenn durchs Gebüsch die Abendröthe bebt, Altar der Hoffnung! wo Jehovas Friede Auf Seraphsflügeln schwebt! Bemooster Stein, im heiligen Gefilde Der Todten Gottes, sei mir froh gegrüßt! O du, auf den des Abendhimmels Milde So freundlich sich ergießt! Seit Jahren schweigen dir die Klagetöne Der Freunde schon; auch ihr Gebein ist Staub; Die streut kein Mädchen mehr mit frommer Thräne, Des Lenzes Erstlingslaub! Friedhof Linz-St. Barbara: Fogatschnig, 1908. Romantik und verwandte Strömungen Während Aufklärung und Klassik helfen wollten, den Tod zu bewältigen („der verdrängte Tod") - die Tagseite, d.h. die Tageshelle des Verstandes dar stellend -, folgt die Nachtseite der Ro mantik: Die Suche nach der Rechtferti gung des Todes („der verherrlichte Tod"). Der hiefür maßgebende Philosoph Fried rich Schleiermacher (t 1834) beeinflußt wesentlich das Werk von G. D. Friedrich. Ein wichtiges Buch dieser Zeit ist die „Theorie der Gartenkunst" von Ghr. C. L. Hirschfeld (5 Bände, 1785). Darin wird der Friedhof als eine melancholische Gattung von Gärten gesehen. So tritt an die Stelle des Grabmals im Klassizismus in der Romantik der Friedhof und damit die Tendenz, die Gräber in die freie Na tur zu verlegen. Man beachte, daß der Prophet des Sentimentalismus, J. J. Rous seau, 1778 in einem Sarkophag auf der Pappelinsel Ermenonville beigesetzt wurde. Einer der tiefsten Denker der Frühromantik ist Novalis (Freiherr von Hardenberg; t 1801): „Hymnen an die Nacht": Sehnsucht nach dem Tode Hinunter in der Erde Schooß, Weg aus des Lichtes Reichen, Der Schmerzen Wuth und wilder Stoß Ist froher Abfahrt Zeichen. Wir kommen in dem engen Kahn Geschwind am Himmelsufer an. Gelobt sey uns die ewge Nacht, Gelobt der ewge Schlummer. Wohl hat der Tag uns warm gemacht. Und welk der lange Kummer. Die Lust der Fremde ging uns aus. Zum Vater wollen wir nach Haus.
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