OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Friedhof Wels: Fachmann, 1905. Den Höhepunkt bringt in der zwei ten Hälfte des 18. Jahrhunderts die in der deutschen Literatur so genannte „Genie zeit" (= „Sturm und Drang") mit Empfin dung, Gefühl und Leidenschaft. Das Todesempfinden des 25jährigen Stürmers Goethe zeigen sein „Prome theus" (1773) und die „Leiden des jungen Werther" (1774). sing entdeckten Genius. Ähnlich Schiller in „Die Götter Griechenlands" (1788; 9. Strophe): Damals trat kein scheußliches Gerippe Vor das Bett des Sterbenden, ein Kuß Nahm das letzte Leben von der Lippe, Seine Fackel senkt ein Genius.^ Der spätere Goethe sagt über die Natur: „Leben ist ihre schönste Erfin dung und Tod ist ihr Kunstgriff, viel Le ben zu haben". - Seine Gedanken über das Andenken an die Verstorbenen und zur Friedhofsgestaltung bringt er in den „Wahlverwandschaften" (2. Teil, 1. Kap./ 1807): Die Meinung Gharlottens erin nert an den Herrnhuter Gemeinschafts friedhof (s. Anm. 1). Ein einst berühmter Dichter aus dem Magdeburgischen - Nachzügler des Hainbundes - ist Friedreh v. Matthisson (t 1831). Er hatte auch auf Osterreich eine gewisse Wir kung (Lenau): „Der Grabstein". Der Grabstein Bemooster Stein, im heiligen Gefilde Der Todten Gottes, sei mir froh gegrüßt! O du, auf den des Abendhimmels Milde So freundlich sich ergießt! Wer nennt mir deinen Schlummer? Halbverwittert Blieb dir des düstern Schädels Zierde Klassik Für sie kreist alles um das Leben: Das Wissen um den Tod soll nur noch stärker die Lebenskraft fördern. Vor al lem für Goethe und Schiller gilt als Bestim mung des Menschen, das Menschentum zu offenbaren. Der Neuhumanist Goe the begrüßt daher auch den durch LesDie Schrift erlosch, und Wintergrün umzittert Des Namens dunkle Spur! ^ Es gibt aber auch ein Epigramm Schillers mit kritischer Stellungnahme: Lieblich sieht er zwar aus mit seiner erlosche nen Fackel, Aber, ihr Herren, der Tod ist so ästhetisch doch nicht.

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