OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 3

Hon zwischen Bundesländern im Kontext eines Projektes wie diesem beschneiden es (vgl.; Vorgehens weise bundesländerübergreifender KommunikaHon beim geplan ten Naüonalpark Oberösterreichische Kalkalpen). Die Tragfähigkeit dieser Idee liegt natürlich parallel dazu auch im Zusammenwirken der einzelnen Projektträgerge meinden innerhalb der oberösterreichischen Eisenwurzen. Gerade der Skepsis gegenüber der Vermarktung, den möglichen „Erfolgen" des Projektes, aber vor allem gegenüber der Landesausstellung selbst von Seiten mancher Kommunalpolitikerin nen war zu entnehmen, daß - wie sich in vielen Diskussionen vor Ort herausgestellt hat - man gerade aufgrund der konzipierten Dezentralität Imagerückgänge für die eigene Gemeinde befürchtet, für die man im Grunde genommen am meisten von allen beteiligten Orten „herausholen" will. Die Angst besteht darin, mit Landesaus stellungen, die nur wie bisher üblich an einem Ort stattgefunden haben, quantitahv (z.B.: Besucherinnenzahlen, NächHgungszuwachs etc.) in Relation gesetzt zu wer den und somit nicht „mithalten" zu können. Unseres Erachtens ist dieser Zugang jedoch perspektifisch gedacht nicht ein wandfrei, wird doch so mancher Ort, Ortsteil oder manches Objekt in die Landes ausstellung integriert, der oder das sonst niemals BerücksichHgung gefunden hätte. Aus dieser Sichtweise ist jedes Projekt und die Auseinandersetzung damit „Erfolg für sich", da die KonzepHonsphase etwas „KommunikaHves" haben kann, Teil des Zieles ist und somit mehr zu einer möglichen Nachhaltigkeit beitragen kann als eine rein ökonomistisch orienHerte Perspektive. Der Vorteil dieser Art von Dezentralität liegt ebenso in der Möglichkeit, wirtschaftliche, gesellschaftliche, familiäre etc. Zusammenhänge wahrnehmbar und nachvollziehbar zu machen, das heißt, von der Erzgewinnung bis zur Versorgung mit Holzkohle und Nahrungsmitteln einen histo risch gewachsenen Wirtschaftsraum näherzubringen und zu verstehen. Auch sollte versucht werden, die Bevölkerung dafür zu gewinnen, noch „erlebte Geschichte", die im Zusammenhang mit der Eisenindustrie, dem Handwerk, alten Familiengeschichten etc. steht, zu dokumenHeren. Diese Form der „oral history" ist ein nahezu unverzichtbarer Erfahrungs- und Wissensschatz, der anson sten verlorenzugehen droht. Zusammenhänge und Details können so rekonstruiert werden, da vieles davon nicht schriftlich fixiert wurde. So sind wir im Rahmen unse rer Aufenthalte immer wieder auf Personen gestoßen, die unglaubliches Detailwis sen zu ganz unterschiedlichen Themenstellungen (z.B.: Geländenamen und deren Tradierung, Familiengeschichten, Heimatforschung, Geologie etc.) vorweisen konn ten. Diese Personen gilt es ausfindig zu machen und ihr Wissen festzuhalten, sonst kann es - nicht zuletzt aufgrund der Ablöse mündlicher Formen der Überlieferung wegen Veränderungen einst tradiHoneller Familienstrukturen, anderer medialer Ein flüsse etc. - für immer verlorengehen. Hier ist eine Art „GeneraHonswechsel" im Sinne unterschiedlicher Formen der Überlieferungen im Medienzeitalter zu sehen. Ziel einer Landesausstellung ist doch auch die akHve Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte sowie deren Aufbereitung innerhalb einer Region. Anders gesagt, impliziert der Aspekt der Nachhaltigkeit nicht nur Zukünfti ges, sondern es besteht auch hier die Notwendigkeit, Vergangenes nutzbar zu machen. Es geht auch nicht - wie schon zuvor angedeutet - ausschließlich darum.

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