„mystisch-heroische Einstellung dem Problem des Todes gegenüber" (Brief vom 18. Jänner 1932). Die Sinnlosigkeit des Krieges, in der der Soldat, welcher in den Kriegsbüchern verherrlicht ist, ge gen die sich in den Materialschlachten offenbarende „Perfektion der Technik" (E G. Jünger) machtlos ist, die Nieder lage, die Demühgung Deutschlands, tre ten in den Hintergrund, während die „Zeichen der organischen Zerstörung, die feiner und gründlicher wirkt als die technisch-politischen Fakten", sichtbar gemacht werden. Andreas Geyer, S. 17, weist darauf hin, daß die Traumsequenzen in Jüngers Prosaskizzen „Das abenteuerliche Herz" (1929 und Neufassung 1938) den Einfluß der „Anderen Seite" nicht verleugnen können. Das belegt die folgende Auf zeichnung:^ „Leipzig Traum: Ich schlief in einem altertüm lichen Hause und erwachte durch eine Reihe seltsamer Töne, die wie ein nasales ,dang, dang, dang' klangen und mich so fort auf das höchste beunruhigten. Ich sprang auf und lief mit gelähmtem Kopfe um einen Tisch. Als ich an der Tischdecke zog, bewegte sie sich. Da wußte ich: es ist kein Traum, du bist wach. Meine Angst steigerte sich, wäh rend das ,dang, dang' immer schneller und drohender klang. Es wurde durch eine geheimnisvolle, in der Mauer ver borgene Warnungsplatte hervorge bracht. Ich lief ans Fenster, aus dem ich auf eine alte, ganz schmale Gasse blickte, die im tiefen Schachte der Häuser lag. Unten stand eine Gruppe von Men schen, Männer mit hohen, spitzen Hü ten, Frauen und Mädchen, altertümlich und unordentlich angetan. Sie schienen eben aus den Häusern auf die Gasse ge laufen zu sein; ihre Stimmen schollen zu mir herauf. Ich hörte den Satz: ,Der Fremde ist wieder in der Stadt.' Als ich mich umwandte, saß jemand auf meinem Bette. Ich wollte aus dem Fenster springen, aber ich war wie an den Boden gebannt. Die Gestalt erhob sich ganz langsam und starrte mich an. Ihre Augen waren glühend und nahmen mit der Schärfe des Anstarrens an Um fang zu, was ihnen etwas grauenhaft Drohendes verlieh. In dem Augenblick, in dem ihre Größe und ihr roter Glanz unerträglich wurden, zersprangen sie und rieselten in Funken herab. Es war, als ob glühende Kohlenbrocken einen Rost durchglitten. Nur die schwarzen, ausgebrannten Augenhöhlen blieben zu rück, gleichsam das absolute Nichts, das sich hinter dem letzten Schleier des Grauens verbirgt." Der apolitische Kubin Nach Erhalt der berühmten Schrift Ernst Jüngers „Der Arbeiter" mit dem Untertitel „Herrschaft und Gestalt", die nichts zu tun hat mit dem „Proletarier" Marxens, vielmehr eine Zeitdiagnose (1932) über den Siegeszug der Technik ist, die den Menschen voll vereinnahme, schreibt Kubin an Jünger am 15. SeptemErnst Jünger, Das abenteuerliche Herz, Auf zeichnungen bei Tag und Nacht. Erstausgabe 1929. Nun wieder in Cottas Bibliothek der Mo derne, Bd. 67 (1987), S. 16/17. Die zweite Fas sung, die sich von der ersten Fassung wesent lich unterscheidet, erschien zehn Jahre später und ist auch als Ullstein-(Taschen-)Buch (Nr. 2903) erhältlich. Beide Fassungen sind im Band 9 der Jünger-Gesamtausgabe vereint.
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