„Frühverstorbene" Große Schwierigkeiten im Umgang mit dem Tod gerade junger Menschen (vor allem auch von Kindern) finden ihren Niederschlag in der Entwicklung eines eigenen Genres von Gebetstexten auf Totenbildern der „Frühverstorbenen"/^ wobei es im Versuch, die Spannung zwischen der Unbegreiflichkeit des Geschehenen und den Ansprüchen gottvertrauenden Glaubens auszugleichen, zu psychischen Verkür zungen kommtd' Der Tod speziell von Kindern, von jungen Müttern oder Vätern bricht oft den religiösen Kontext auf, Divergenzen zwischen tatsächlichem Empfinden und geforderten Gefühlen können nur mühsam mit den konventionellen Formeln über brückt und niedergehalten werdend® Der verfrühte Tod - Topos in Gedicht und Nachruf - erscheint als Klage gegen die Unwiderruflichkeit und Endgültigkeit des Todes: zu früh, ach es ist ja kaum zu fassen; zuweilen als Hoffnung auf eine innewohnende Gnade; Frühvollendeter, zu den Engeln; Gott liebte aber mich noch mehr. Der Schutz nicht nur vor physischen und psychi schen Belastungen, sondern mehr noch vor Versuchung und Versündigung, ja vor dem möglichen Verlust des Seelenheils verkehrt das Widersinnige des frühen und häufig qualvollen Sterbens in ein besonderes Auserwählt-Sein, ein seliges Verlassen des Jammertales zugunsten größerer himmlischer Freuden, als sie das irdische Dasein hätte bieten könnend' Der Tod von Frauen Mit rund 135 der insgesamt 396 Beispiele, also rund einem Drittel des Beleg materials, ist die Gruppe der Frauen als Gesamtes deutlich unterrepräsentiert. Hinsichtlich des Verfahrens stellt sich vorerst die Frage, welche Aussagen eine statistische Probe in der vorliegenden Größe erlaubt; geht man jedoch auch bei einer Datenbasis in diesem Umfang von der Normalverteilung aus, scheint der Ansatz bei der Methode als mögliche Fehlerquelle vernachlässigbar zu sein und Allein das Vorhandensein von Sterbeandenken drückt einen Teil der Wertschätzung und Trauer beim Verlust aus, waren doch die Kosten so hoch, daß beispielsweise Orden für ihre weiblichen Angehöri gen im Regelfall keine Parten beziehungsweise Totenbildchen anfertigen ließen; waren nicht die El tern in der Lage, ihren Töchtern diesen letzten Dienst zu tun, starben diese „vergessen" von der Her kunftsgemeinschaft; die in Klöstern zuweilen geradezu epidemischen Todesraten, von der auch junge Frauen (Ansteckung in den Schlafsälen der Klausur) betroffen waren, machten in Verbindung mit der größeren geistlichen Sorge (als eines der Werke der Barmherzigkeit) eine individuelle Behandlung des Todes unmöglich (Auskunft Sr. Theresia). " Gottes Wille tut manchmal wehe, aber er geschehe. In der Blüte abgerissen eilst du früh dem Grabe zu, o so nimm zum Sterbekissen Eltern-Tränen mit zur Ruh', dem 16jährigen Franz Hofbauer am 13. Oktober 1945 nachgerufen. Schlamm're sanft in stiller Erdenkühle, wo kein Sturm die Lebenshlume knickt, wo der Lebensmüde ja am Ziele wie die Jungfrau lachend Rosen pflückt. Unberührt von heißer Mittagsschwüle, dort in jenes Himmels sel'gen Au'n werden dich in göttlichem Gefühle deine Lieben einstens wiederschau'n. Für die 16jährige Müllerstochter Theresia Mayer, verstorben am 2. April 1901.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2