OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

Beispielen nur achtmal gefunden; die Anbindung an eine Hoffnung auf jenseitigen Ausgleich bleibt allerdings in ebenso seltenen Fällen gänzlich ausgeblendet^^ Vor allem in den eigentlichen Gebetstexten - häufig formuliert als Abschied des mit seinem Schicksal konfrontierten ausziehenden Sohnes, Bruders, Gatten, der hier noch ganz Familienmitglied und weniger Soldat ist - kommt die Unfaßbarkeit des einsamen Todes in der Fremde zum Ausdruck. Die Pflicht rief mich zum Krieg hinaus, mit Gott ging ich von euch hinaus..Eltern, Geschwister und Freunde mein, so gerne schrieb ich aus der Ferne heim..., Ihr liehen Eltern und Geschwister mein, ich kehre nicht mehr zu euch heim Auf Wiedersehen war dein letztes Wort heim Waffenaufgehot usw. bis hin zu Fern von der Heimat in blutiger Schlacht, hah ich stets an euch gedacht Weit entfernt von meiner Heimat mußt ich ins kühle Grab. Nicht im heimatlichen Kreise sah ich der Teuren letzten Blick, keine Hand von meinen Eieben hat mir die Augen zuge drückt ... usw. Trost scheint bereits das Wissen um die erfolgte Bestattung (Heldenfriedhof in...), ja Kenntnis um den Ort des Sterbens (Schlacht von...) beziehungsweise die erhoffte Schmerzlosigkeit des Sterbens zu bereiten, den Euphemismen der Kriegste legramme verzweifelt vertrauend heißt es durch Kopfschuß, Herzschuß, Eungenschuß; (aber auch Verwundung, Lazarett etc.). Gelegentlich wird die Front (im Osten), der Kampfzweck (gegen den Bolschewismus) auch auf Andenkenbildern für Vermißte ange geben. Ein Gebundensein an die Ideologie zwingt zurückbleibende Eltern auch nach dem Verlust mehrerer Söhne, diesen als notwendig, ehrenvoll, als gottgewollt anzuerkennen; es lassen sich jedenfalls hinsichtlich der Auswahl an Texten mit der Kriegsdauer keine Veränderungen feststellen. Das keineswegs duale Raumsystem Staat - Kirche fängt jeglichen etwa vorhandenen Widerstand offenbar im Ritus und der Schicksalsgemeinschaft auf.^' Trotz ihrer verklärenden Simplizität berühren die nur leicht abgewandelten Verse welcher in (treuer) soldatischer Pflichterfüllung / gemäß seinem Fahneneide / für Volk, Füh rer und Vaterland den Heldentod erlitten hat in Verbindung mit den Fotografien junger Männer und der bedrückend kurzen Zeitspanne zwischen zwei Lebensdaten noch nach Jahrzehnten. Statt des Heldentodes heißt es; der sein Leben hingab / opferte o. ä.; in einem Beispiel: der sein Leben geben mußte. Die krasseste Ausblendung des religiösen Kontextes bildet das Andenken an Fräulein Isolde Augustin, Lehramtskandidatin, welche am 8. August 1940 um halb zwölf Uhr mittags nach kurzem Leiden im 18. Lebensjahre sanft im Herrn entschlafen ist. Die deutsche Erde sei ihr leicht! In einigen Extremfällen: Fremde Erde trank dein Blut, auf daß Deutschland lebe (Todesdatum 6. April 1943) oder Ein freier Deutscher kennt kein Müssen! Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen (Todesdatum 27. Mai 1940). Anders die Situation im Ersten Weltkrieg, für die nur ein Beispiel angeführt werden soll: Es liegt auf blutiger Ehrensaat zu Tode getroffen ein armer Soldat. Er betet verlassen, vergessen am Feld: Erbarme dich meiner, Er löser der Welt! Da schwebt der Heiland zu ihm herab und trocknet die Tränen dem Sterbenden ab und nimmt ihn sachte bei der Hand und führt ihn ins himmlische Heimatland, für Josef Wolfmair, gefallen am 19. Februar 1915 im 25. Lebensjahr. Häufig werden Doppelbilder für Brüder/Cousins (manchmal mit unterschiedlichen Familiennamen und aufeinanderfolgenden Todesjahren) angefertigt; aufgrund des Papiermangels eventuell nach dem Jahr 1945, daneben gibt es zusätzlich häufig Einzelandenken.

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