OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

„Homo viator - homo buQa" Überlegvmgen zu oberösterreichischen Sterbebildchen aus der Zeit zwischen 1880 und 1950 Von Petra Maria Dallinger Materialsammlung Ausgangspunkt folgender Überlegungen ist ein Corpus von insgesamt 396 Einzelexemplaren von Totenbildern aus sechs oberösterreichischen Familiensamm lungen aus dem Gebiet Mühlviertel (Gramastetten, Lichtenberg, Eidenberg) sowie Hausruckviertel (Geboltskirchen, Haag am Hausruck)d Das leihweise zur Verfügung gestellte (und unterschiedlich umfangreiche) Material deckt im allgemeinen das eigene Gemeinde- beziehungsweise Pfarrgebiet (Verwandte, Freunde, Nachbarn), in einigen Fällen durch Heirat auch die Region und Herkunftsfamilie eines Ehepartners ab. In der Zusammenstellung wurde soweit als möglich versucht, Kernregionen abzurunden und lokale Schwerpunkte durch Ver gleichsmaterial aus anderen Regionen zu ergänzen. Der zeitliche Rahmen umfaßt - mit einigen wenigen Beispielen (ca. ein Pro zent, 1880, 1894, 1897, 1898) - die letzten Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis einschließlich 1950, wobei die Mitte des 20. Jahrhunderts willkürlich zur Abgren zung herangezogen wurde.^ Ziel der folgenden Ausführungen soll der Versuch einer Systematisierung von Beobachtungen, die anhand einer repräsentativen Auswahl von Beispielen oberösterreichischer Provenienz aus dem genannten Zeitraum gemacht wurden, sein.^ Dabei wird das Totenbild als eine Facette des Interaktionsfeldes von Kirche (Kult), Kultur und Gesellschaft gesehen und interpretiert." ^ Dank den Familien Meingassner-Stillinger, Hattingen Schneider, Rechberger, Schütz, Ecker und Sr. Theresia Meingast (Vöcklabrucker Schulschwestern). ^ Die Festigung und endgültige Verankerung katholischer Glaubensinhalte in der Praxis der Volksfrömmigkeit spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts und die gleichzeitige Industrialisierung, die sich hinsichtlich der „Erreichbarkeit" ehemals bürgerlicher Attribute auch auf den ländlichen Raum auszuwirken beginnt, begünstigten die Verbreitung religiös-erbaulichen Schrifttums und ebenso die Herstellung von persönlichen „Devotionalien" (Andachtsbildchen, Gebetbüchern, Anleitungen zum „häuslichen Glück", medizinische Ratgeber, Aufbahrungsfotografie etc.). ^ Die literarische Qualität der Texte ist eher gering einzuschätzen, die Wiederholung mit leichten Ab wandlungen entspricht der Funktionalität, so daß auch bei einer breiter angelegten Untersuchungs reihe nur bedingt andere Ergebnisse zu erwarten sind. '' An der Universität Münster entstand beinahe zeitgleich eine Dissertation zum Thema „Sterbebilder als Zeugnis katholischen Totengedenkens" von Christine Aka, veröffentlicht in der Schriftenreihe des Westfälischen Freilichtmuseums Detmold, 1993; wobei anhand von 3.600 aus einer einzigen Ge meinde stammenden Totenzetteln der Zeit zwischen 1870 bis 1988 Untersuchungen mit einer ganz ähnlichen Methode wie der hier vorgestellten vorgenommen wurden. Für den freundlichen Hinweis Dank an Hofrat Dr. D. Assmann.

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