OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

Bildstock des hl. Wolfgang bei Ruhen. Foto: Gangl dert erhalten hatten. In einem Garten ne ben der Mühle steht eine achtkantige Bildsäule mit Tabernakelaufsatz aus Gra nit, die vorn bezeichnet ist „1508", links „I. G. 1718", rechts „IHS" und auf der Rückseite „IHS 1633". Ein gewachsener Felsen jenseits des Baches weist Fußspu ren angeblich des hl. Wolfgang auf, wel che den Anlaß zu zahlreichen Wallfahr ten gaben, aber über Veranlassung des Gojauer Pfarrers im 15. Jahrhundert un terdrückt wurden.® Der Lokalaugen schein ergibt ein etwas anderes Bild: Die kleine Ortschaft Rüben liegt links der Straße Höritz-Gojau an der Autobus haltestelle Kladenske Rovne und besitzt einige stattliche Gebäude. Ca. 300 Meter weiter liegen zwei Gehöfte, das stattli chere, wohl die ehemalige Mühle, wird zu einer Pension mit Parkplatz eingerich tet. Hier stand die oben beschriebene Bildsäule, die angeblich vor einigen Jah ren gestohlen wurde. Sie bezeichnete den Pilgerweg, der zu einer jetzt leeren Kapelle am Höritzer Bach führte. Heute gelangt man zu der weit sichtbaren Ka pelle am Waldrand auf einem Wege ent lang des zweiten, verwahrlosten Gehöf tes. An der Rückseite der Kapelle über schreitet man den Höritzer Bach (neben einer Furt aus Betonplatten eine desolate eiserne Brücke), unterquert die Eisen bahnbrücke und folgt einer Altstraße (Spurrillen im Felsen und Granitbelag, neuere Befestigung mit Eisenschienen) ungefähr eine Viertelstunde bergan. Der einfach gemauerte Bildstock mit Ni schen, im Herbst 1994 frisch getüncht, steht an einer Weggabelung vor der Steinplatte mit dem Spurstein an der rechten Seite. Die tiefen Eindrücke sind ungleich groß und hintereinander ange ordnet. Zwischen den Vertiefungen, weitgehend unbeachtet, die runde Eintie fung des Bischofstabes. Dieser Pfarrer, Michael Pils, war eine tatkräftige und unbeirrbare Persönlich keit. Er war als Sohn des Peter Pils, des Richters der kleinen Stadt Kalsching (Chvalsiny), geboren und 1461 zum Pfarrer von Gojau nach dem Tode seines Vorgängers eingesetzt worden. Hier ent wickelte er fast 43 Jahre lang eine reiche und gesegnete Tätigkeit. Vor allem galt seine Sorge der Pfarrkirche, die 1422 auf Betreiben eines utraquistischen Priesters von den Poletitzern zerstört worden war unter der Begründung: „Denkt daran, daß ihr diese Teufelshöhle ausbrennt, " Rovne (Rüben). In: Soupis pamätek historickych a umeleckych v krälovst Ceskem XLI. Politicky okres krumlovsky. Praha 1918; vgl. Anmerkung 7, S. 196-200. Für die Übersetzung des nicht immer klaren Textes danke ich Herrn Direktor Reinhard Hammerschick (Linz) und seinen tschechischen Helfern.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2