OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

son des künftigen Bischofs nicht etwa nach dem Ritus oder nach der Sekte des bulgarischen Volkes oder nach der russi schen und slawischen Sprache, sondern vielmehr nach Anordnung des Apostoli schen Stuhles zu diesem geistigen Amte einen hervorragenden Kleriker der ka tholischen Kirche zu wählen, welcher der lateinischen Sprache in vorzüglichem Grade mächtig sei. Gewählt wurde auf Wunsch des Herzogs von Geistlichen und Laien der einstige Benediktiner mönch aus Magdeburg, Thietmar (Diet mar), der schon Jahre in Böhmen segens reich gewirkt hatte und der die tschechi sche Sprache vollkommen beherrschte. Der erwählte Bischof erhielt in Quedlin burg (wohl Ostern 973) aus den Händen Otto I., gestorben 7. Mai 973, im Beisein Wolfgangs und des böhmischen Her zogs Boleslaw II. die Belehnung mit den bischöflichen Besitzungen (Investitur) und wurde daraufhin von Erzbischof Rupert von Mainz zum Bischof geweiht (Konsekration). Nach dem Einzug in Prag wurde der neue Bischof in der zur Kathedrale erhobenen Veitskirche im Beisein des Herzogs, der Geistlichkeit, des Adels und Volkes inthronisiert.^ Uber eine Teilnahme Wolfgangs an der Konsekration in Mainz und der Inthro nisation in Prag schweigen die ersten Biographen des Heiligen, Arnold um 1030 und Otloh um 1050, wohl weil sie die Begleitung Wolfgangs für selbstver ständlich hielten. Es wird erzählt, daß der Heilige auf der Reise nach Prag durch den Böhmer wald nach Kladrau (Kladruby) gekom men sei, dort, wo heute der Hochaltar der Marienkirche steht, einen Baum fäl len ließ und prophezeite: „Hier wird einst ein Kloster meines Ordens stehen." Herzog Wladislaw I. gründete 1115 als seine Grablege ein Zisterzienserkloster, dessen gewaltige Kirche nach den Plä nen des genialen Architekten Santin Aichel (Giovanni Santini, 1677-1723) in ei ner eigenständigen Neugotik nach den Hussitenzerstörungen errichtet wurde. Der Hochaltar mit gotisierenden Säulen und Fialenaufbau wird flankiert von den beiden Ordensheiligen Benedikt und Wolfgang. Als Attribute bezeichnen ihn ein Holzstamm, in dem ein Beil steckt, und ein Kirchlein zu seinen Füßen. Es ist viel in der Geschichtsschrei bung gerätselt worden, ob der Heilige je die böhmischen Länder seiner Diözese betreten habe. Weil die Quellen darüber keine Auskunft gaben, nahm sich die fromme Überlieferung und der Volks glaube dieser Frage positiv an und ver band in erster Linie fromme Sagen mit auffälligen Steinspuren.'' ' Wie Anmerkung 2. ' Wie Anmerkung 2, S. 296-314, Joseph Schind ler: Die gegenwärtig in Böhmen bestehenden St.-Wolfgangs-Heiligtümer; St. Wolfgang in Böhmen. In: Mitteilungen des Vereins für Ge schichte der Deutschen in Böhmen. 33. Jg., 2. H., 1894/95; Der heilige Wolfgang und Ober österreich. 2., erweiterte Auflage, Linz 1994. In: Schriftenreihe des OÖ. Musealvereines 5. Keine neue Stellungnahme zu den Steinspuren; Schulz, Doris: Wolfgangswallfahrt in Süd- und Westböhmen. In: Blickpunkte Oberösterreich, 44. Jg. (1994), H. 3, S. 30 ff. Zu diesem Aufsatz ist zu bemerken, daß es keinen heiligen Nepomuk gibt, sondern einen heiligen Johannes von Nepomuk. Die mündliche Uberlieferung von Rüben und der Entstehung von Gojau werden durcheinander gebracht und mit sagenhaften Elementen vermischt. Jedenfalls konnten die Je suiten von Krummau im 13. Jahrhundert den Kult nicht fördern, weil der Orden erst 1534 ge stiftet worden ist. Zähloha, Jifi: Was blieb vom heiligen Wolfgang in Südböhmen? In: Blick punkte Oberösterreich. 44. Jg. (1994), ff. 3, S. 36 ff. Der Verfasser beschäftigt sich haupt sächlich mit der Wolfgangkapelle im Kreuz-

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