men führte. So entspannte sich anläßlich der durch die Einführung des Krankenver sicherungsgesetzes notwendig gewordenen Umgründung eine Kontroverse mit den Behörden, da die Kasse offensichtlich bei der Ausformulierung des neuen Status dem Musterstatut des Verbandes zuwenig Beachtung schenkte. Man sah unter anderem eine korporative Aufnahme vor, eine Form des Beitritts, die das Gesetz nicht kannte und die daher von den Behörden konsequent verweigert wurde. Dem entsprechend erfolgte die Ablehnung der Statuten durch die Statthalterei. Auch Wels unternahm bei dieser Gelegenheit einen unmittelbaren Vorstoß beim Innenmi nisterium. Dieses ermächtigte zwar die Statthalterei zur Genehmigung der Statuten, lehnte aber den angestrebten Beitritt ganzer Fabrikskassen ebenso ab; daneben for derte das Ministerium eine ganze Reihe weiterer Statutenänderungen, vor allem aber eine nicht unbeträchtliche Steigerung der Mindestbeiträge. Die Kasse kam die sen Forderungen des Ministeriums nach, die Statthalterei wies daher die Bezirks hauptmannschaft Wels Anfang Oktober 1889 an, den vorgelegten Statuten die Genehmigung zu erteilen. Dabei entwickelte sich eine weitere Auseinandersetzung mit der Behörde, die Bezirkshauptmannschaft war der Ansicht, daß die Aufnahme von Mitgliedern, zu deren Versicherung der Arbeitgeber keinen Beitrag leistete, der Kasse nicht gestattet sei. Aus dieser (falschen) Rechtsansicht der Behörde entstand ein langjähriger Streit, der letztlich aber doch zugunsten der Kasse ausging.^' Betrachtet man die vier oberösterreichischen Vereinskrankenkassen zur Mitte der 1890er Jahre im Kontext der im Wiener Verband zusammengeschlossenen Kassen, dann bietet sich folgendes Bild (Stand Ende 1897) Kasse Linz Mauthausen Steyr Wels Mitglieder insgesamt männl. 14.196 2.845 11.536 750 11.076 2.605 9.921 554 Einnahmen Kronen davon Arbeiteranteil 121.958 (89,1%) 27.096 (87,5 %) 117.738 (81,9%) 7.723 (87,0%) Die 1897 dem Verband angeschlossenen 49 Vereinskassen zählten zusam men 323.198 Mitglieder, der Anteil der Oberösterreicher betrug somit neun Prozent. Der durchschnittliche Frauenanteil aller Verbandskassen lag bei 27,8 Prozent (89.638 Personen). Diesen Wert erreichte in Oberösterreich nur Wels annähernd (26,2 Pro zent), die anderen drei Kassen blieben erheblich darunter, Mauthausen brachte es überhaupt nur auf 8,9 Prozent. Hier spiegelt sich die Struktur der Industriearbeiter schaft im Lande deutlich wider, beispielsweise war der Frauenanteil in der Perger Steinindustrie gleich Null. Auffällig ist auch, daß die Oberösterreicher bei den Unternehmeranteilen an den erzielten Gesamteinnahmen deutlich zurückblieben. OÖLA, Statthalterei, Schuber 1163, Dienststücke der Statthalterei zur Welser Kasse, Zl. 7984 aus 1889, 12505 aus 1889, 2491 aus 1891; dort beiliegend Erlässe des k. k. Ministeriums des Inneren, 24. Juli 1889, ZI. 13134 aus 1889, 7. Mai 1890, ZI. 6349 aus 1890; Anschreiben der Kasse an Statthalte rei, 30. Mai 1889, 3. September 1889, 18. Februar 1890. Verband der Arbeiterkrankenkassen, Bericht für 1897, 68 ff.
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