OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

ten die Vereinsfunktionäre die administraäven und sonstigen Vereinsgeschäfte gegen eine geringe Aufwandsentschädigung ehrenamtlich geführt, nun aber war eine solche ehrenamtliche Tätigkeit nicht mehr möglich. Dabei war der stetige Zuwachs an Mitgliedern weniger ausschlaggebend für den jetzt vollzogenen Uber gang zu angestellten Mitarbeitern, als die Fülle der aus der Einführung der Stamm gesetze herrührenden, zusätzlichen administrativen Anforderungen. Die beiden ersten hauptamtlichen Mitarbeiter waren ein Krankenkontrollorund ein Buchhalter. Diese Regelung wurde aber schon bald als ungenügend empfunden, so daß der bis herige Obmann, Josef Weiguni, im folgenden Jahr nicht mehr kandidierte und an Stelle dessen die Aufgabe des Sekretärs der Kasse, das heißt ihres leitenden Ange stellten, übernahm.^" Damit hatte die Linzer Vereinskasse nach mehr als zwanzig Jahren des Bestehens als ein, wenn auch inzwischen bedeutender, Versicherungsver ein den entscheidenden Schritt zu einem leistungsfähigen Versicherungsinstitut getan. Der Aufbau eines eigenen Verwaltungsapparates brachte natürlich eine wesentliche Professionalisierung der Kassenverwaltung. Daneben wurden aber wei tere Schritte gesetzt, beispielsweise Zahlstellen und Filialen durchforstet; bei dieser Gelegenheit wurde beispielsweise die 1883 gegründete Filiale Urfahr 1895 wieder aufgelöst, die dortigen Mitglieder der Zentrale in der Herrenstraße zugewiesen.^^ Die Bürokratisierung steigerte die Leistungskraft der Kasse, das folgende Jahrfünft sah sie in einem stetigen Aufwärtstrend. An dieser gedeihlichen Entwick lung änderten auch die während der 1890er Jahre regelmäßig auftretenden Grippe epidemien nichts, die alle österreichischen Krankenversicherer mitunter bis über die Grenze ihrer Belastbarkeit in Anspruch nahmen. Ganz im Gegenteil: die finanzielle Kraft der Linz Kasse wuchs. Natürlich war ein solcher Gewinn an Stärke kein Selbst zweck, vielmehr trachtete die Kasse danach, ihre Leistungen auszuweiten; und die wichhgste Leistung eines Arbeiterkrankenversicherers war das im Einzelfall bezahlte Krankengeld. Es strebten daher alle freien Vereinskassen dessen Steigerung an. So erhöhte dann auch Linz die Leistungsklassen von sechs im Jahre 1889 auf sieben 1891 und schließlich zehn 1892 in wie bisher zwei Beitragsabteilungen. Neben dem Krankengeld mußten noch andauernd steigende Arzte- und Medikamentenkosten, besonders aber steigende Spitalskosten bewältigt werden.^® All diesen Anforderun gen wurde die Linzer Arbeiterkrankenkasse gerecht, ja sie wandte sich sogar ab Mitte des Jahrzehnts einem völlig neuen Aufgabengebiet zu, das sie in die vorderste Reihe der österreichischen Vereinskassen rückte: der Arbeiter-Rekonvaleszenten pflege. Die Lage bei den anderen freien Vereinskassen in Oberösterreich unter schied sich von Linz zum Teil beträchtlich. Die zweite große Kasse, Steyr, hatte zwar anscheinend vergleichsweise geringe Probleme mit den örtlichen Behörden, hing " Festschrift Arbeiterkrankenkasse, 18. OÖLA, Statthalterei, Schuber 1162, ZI. 7567 aus 1883; ZL 7230 aus 1896. Festschrift Arbeiterkrankenkasse, 29 ff.

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