beim k. k. Verwaltungsgerichtshof zu ergreifen. Steyr führte in Vertretung der Ver einskassen die Klage. Der Verwaltungsgerichtshof lehnte die Klage ab, daher muß ten sich die Kassen nun dem kaiserlichen Patent von 1852 unterstellen.^^ Den Anfang machte Wien zum Jahresende 1885, Linz folgte 1887. Die Invalidenkassen, darunter auch jene von Linz und Steyr, wurden aufgelöst. Eine besondere Auszeichnung erfuhr die Linzer Kasse, als ihr die Durchfüh rung des dritten Verbandstages übertragen wurde. Dieser fand am 13. und 14. Juli 1886 in Linz statt. Im Jahre 1881 zählte der Verband 27 Vereinskassen mit 42.101 Mit gliedern, inzwischen umfaßte er 36 Vereine mit 102.545 Mitgliedern. Davon waren in Linz allerdings nur 27 vertreten, die kleinen Verbandskassen mußten sich aus finanziellen Gründen entschuldigen. In den wichtigsten Tagesordnungspunkten war dem Verbandstag guter Erfolg beschieden. So rückte man durch die Gründung eines Reservefonds noch näher zusammen. Dieser Fonds war von den angeschlosse nen Kassen mit einem Kreuzer pro Jahr und Mitglied zu dotieren. Weitere Tagesord nungspunkte waren die Diskussion der gerade in den gesetzgebenden Organen beratenen Entwürfe für eine allgemeine Arbeiter-Unfall- und -Krankenversicherung, die von der Aufsichtsbehörde geforderte Umbildung der Kassen, Steuer- und Gebührenbefreiungen und allgemeine Verbandsangelegenheiten, darunter eine wei tergehende Zentralisation der Vereinskassen auf Ebene der Kronländer. Im allgemei nen verlief die Tagung in harmonischer Atmosphäre, bei der Diskussion um eine Zentralisation nach Kronländern brach aber ein zwischen den Kassen Linz und Wels schwelender Streit offen aus; die Welser Kasse sprach sich entschieden gegen eine solche Zusammenführung aus, fürchtete sie doch ihr Aufgehen in der Linzer Kasse.^^ Auch hatten die Welser die Gründung einer Linzer Filiale in Wels im Jahr 1883 als unfreundlichen Akt empfunden. Im Streit der beiden Vereinskassen wurde aber nicht nur ein Konflikt zwischen diesen offenbar, die Stadt Wels fühlte sich bekannt lich im ausgehenden 19. Jahrhundert häufig von der Landeshauptstadt an den Rand gedrängt. Trotz solch gelegentlicher interner Spannungen, wie sie am Linzer Ver bandstag zu Tage traten, waren aber die Beziehungen der oberösterreichischen Ver einskassen zueinander während der 1880er Jahre grundsätzlich recht freundlich. Betrachten wir nun die innere Verfassung einer Vereinskasse zur Mitte der 1880er Jahre am Beispiel des Statuts der Linzer Kasse von 1887.^^ Dieses Statut ent sprach den Bestimmungen des Patents von 1852 und bestand aus allgemeinen und speziellen Bestimmungen. Der erste Abschnitt umfaßte in 36 Paragraphen die ver einsrechtlich relevanten Teile, darunter Vereinszweck, Sitz und Umfang, Mitglied schaft, Organe, Verwaltung und Filialen. Im folgenden zweiten Abschnitt wurden in Protokoll des dritten Verbandstages der Arbeiter-Kranken- und Invaliden-Unterstützungs-Vereine Österreichs, Wien 1886, 8 ff. Ebenda. OÖLA, Statthalterei, Schuber 1162, Genehmigung der neuen Kassenstatuten mit Erlaß des k. k. Mini steriums des Inneren, Zl. 638 aus 1887, nach Berichten der Statthalterei vom 24. Dezember 1886 sowie 27. März 1887; Statuten beim Akt.
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