porativen Übertritte durchaus begrüßt hätte, nichts ändern, Statthalterei und Innen ministerium beharrten auf ihrer Rechtsansicht. Mit der Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung zum Ende der 1880er Jahre expandierte die Linzer Kasse in einem weiteren kräftigen Schub. In nur zwei Jahren verdoppelte sich die Anzahl der Filialen von rund 20 auf etwa 40, die Anzahl der Mitglieder stieg von 8.672 im Jahre 1888 auf 10.630 im Jahre 1890.'® Hier seien nur drei Beispiele solcher Filialgründun gen erwähnt. Im Februar 1888 wurde die Filiale Scharnstein errichtet, im Februar 1889 Kirchdorf, im Oktober des selben Jahres Steyrling. Die Mitglieder waren zumeist Arbeiter der Kirchdorfer Zementfabrik und der örtlichen Sensenwerke. Alle Filialen hatten schon zum Zeitpunkt ihrer Errichtung zwischen 40 und 80 Mitglie der." Wie bereits erwähnt, führte die Kassenleitung 1879 neue Leistungen ein. Es konnten Ärzte gewonnen werden, die die Kassenmitglieder zu herabgesetzten Honoraren behandelten. Noch im selben Jahr wurde dann eine Versicherung auf unentgeltliche ärztliche Behandlung und eine Versicherung auf Invalidität angebo ten. Es bestand aber kein Zwang, diesen neuen Zweigen beizutreten, weshalb die Teilnahme trotz niedriger Prämien von nur wenigen Kreuzern pro Woche gering blieb. Außerdem zeigte sich, daß jene Mitglieder, die gleichzeitig einer Fabrikskasse angehörten (solche Doppelversicherungen waren nicht selten), dort ohnehin meist auf ärztliche Behandlung und Bezug von Medikamenten versichert waren. Jeden falls erbrachten beide neuen Unterstützungszweige im ersten Jahr weniger als 500 Gulden an Beiträgen, die Arztversicherung nahmen ganze 76 Mitglieder in Anspruch. Auch bestand keine Aussicht, daß die Teilnehmer an der Invaliditätsver sicherung jemals eine Invaliditätsrente bezogen hätten. Man kann hier daher nur schlecht von einer Versicherung sprechen, viel eher glich diese Sparte einem Spar verein, die angesparten Beträge wurden über Verlangen des Versicherungsnehmers rückerstattet. Für besondere Leistungen, namentlich zur Zahlung der wöchentlichen Kassenbeiträge für Arbeitslose oder sonstwie in Not geratene Mitglieder, wurde 1885 ein Unterstützungsfonds gestiftet. Ursprünglich beschränkte man sich bei der Mittelaufbringung für diesen Fonds auf Sammlungen unter den Mitgliedern etc., ab 1889 wurden Beiträge in Höhe von jährlich 20 Kreuzern pro Mitglied eingehoben. Ein Jahrzehnt lang blieb diese Beitragsleistung freiwillig, erst ab 1898 wurde sie ver bindlich.^® Zur Mitte der 1880er Jahren hatten die vier oberösterreichischen Vereinskas sen, als deren wichtigste sich inzwischen die Linzer Kasse profiliert hatte, innerhalb des Verbandes der freien Arbeiterkrankenkassen der österreichischen Reichshälfte Festschrift Arbeiter-Krankenkasse, 112. OÖLA, Statthalterei, Schuber 1162, ZI. 2269 aus 1888, Bericht BH Gmunden betreffend Errichtung Fi liale Scharnstein am 26. Februar 1888; ZI. 780 aus 1889, Bericht BH Kirchdorf betreffend Errichtung Filiale Kirchdorf am 3. Februar 1889; ZI. 7397 aus 1889, Bericht BH Kirchdorf betreffend Errichtung der Filiale Steyrling am 20. Oktober 1889. Festschrift Arbeiter-Krankenkasse, 15 ff.
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