OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

Wie weit ländliche Architektur von Naivität und Anonymität entfernt ist, hat Holter (1983) für den Planungsraum der Welser Heide zwingend belegt. Nicht nur die Vielfalt und hohe Funktionalität der Gebäude an sich, sondern auch die persönli chen Handschriften einzelner Baumeister lassen sich im Gebiet auffinden. Tabelle 8 vermittelt einen Uberblick über den Zusammenhang von Siedlungsform, Hausfor men und Flurformen im Bearbeitungsgebiet. Die seit der Besiedelung arrondierten Betriebe liegen überwiegend im Streusiedelgebiet, und hier ist auch die Ursache für die Erhaltung des engmaschigen Netzes an Bachläufen, besonders im Nordteil des Planungsraumes, zu finden. Die Sicherung zusammenhängender Kulturlandschaf ten ist eine ähnlich berechtigte Aufgabe wie der Denkmalschutz bei Gebäuden. Wesentlich ist die Wahrung von Entwicklungsmöglichkeiten unter Beibehaltung der Qualität. Den Wert dieser Ensembles macht etwa nicht nur die Anzahl von Obst bäumen aus, sondern das reiche Potential an Sorten. Obstsorten sind lebendes Kulturgut Der oberösterreichische Zentralraum als klimatisch begünstigtes Altsiedelland besitzt eine große Vielfalt an Obstsorten. Werneck (1962) belegt die Züch tungsgeschichte der heimischen Mostbirnsorten über einen Zeitraum von 4.000 Jah ren, also bis zu den frühen Phasen der Bronzezeit. Bei vorsichtiger Schätzung lassen sich über 1.000 Apfelsorten und ebenso viele Birnensorten in Oberösterreich anneh men, wobei zahlreiche regionale, nur kleinräumig vorkommende Sorten noch undokumentiert sind. Die vorläufige Auswertung der laufenden Obstsortenerhe bung des Bundesamtes für Agrarbiologie, Linz, (Bernkopf, unveröff.) erbrachte für den engeren Planungsraum 81 Apfelsorten, 50 Birnensorten, elf Pflaumensorten, vier Kirschensorten, zwei Weichselsorten, fünf Pfirsichsorten und zwei Marillensor ten (Tab. 9). Diese Vielfalt kann jedoch nur einen ersten Einblick in das Sortenpoten tial der Streuobstwiesen bieten. Insgesamt 35 Obstsorten, davon 18 Apfelsorten, 14 Birnensorten, zwei Pflaumen- und eine Kirschensorte besitzen den Großteil oder einen Schwerpunkt ihrer Vorkommen im Planungsraum. Innerhalb des Tafel-Wirt schaftsobstes handelt es sich dabei um Florianer Rosmarinapfel, Gelben Edelapfel („Zitronenapfel"), Hirschapfel, Klafterbrunner, Kornapfel, Luxemburger Apfel, Pereneder. Roten Taffetapfel, Siebenrippenapfel, Zigeunerapfel, Blutbirne, Goldbirne, Honigbirne und Zitronenbirne. Als besonders gebietstypische Mostobstsorten kommen Radetzky, Rössling, Roter Griesapfel, Roter Wiesling, Siebenschläfer, Weberbartlapfel, Weißer Wiesling, Krautbirne, Kugelbirne, Längstinglbirne, Leidlbirne, Lehmbirne, Leutschbirne, Scheiblbirne, Schmotzbirne, Totenbirne und Weiße Pichlbirne vor. Die Langstinglbirne besitzt darüber hinaus besondere Bedeutung zum Schnapsbrennen, die Toten birne zur Kletzenerzeugung.

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