OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

Milch frommer Denkart, die ihr Verfallsdatum seit langem überschritten hat.. Von vergleichbarer Sprachmächtigkeit sind zahlreiche Passagen in Isensees Vortrag. Josef Demmelbauer Rudolf Zinnhobler: Kirche in Oberösterreich. Heft 4: Vom Josephinismus zur Gegenwart. Strasbourg: EdiHons du Signe, 1995. 52 Seiten, durchge hend mehrfarbig illustriert. Heftpreis S 100,-. ISBN 2-87718-288-6 Die vierte und abschließende Folge dieser seit 1992 erschienenen Hefte der Straßburger Verlags produktion (s. OÖ. Hbl. H. 2/1994, S. 194, und H. 2/1995, S. 187) beinhaltet, beginnend mit der josephinischen Gründung der Diözese Linz, die eigentliche Geschichte des seit 1783/85 selbständi gen Landesbistums. Mit den durch die abrupte Abspaltung von der historischen Mutterdiözese folgenden schwierigen Verhandlungen vor allem über die Probleme der formellen Gebietsabtre tung (Zessation) mit dem Passauer Fürstbischof ging die Aufhebung vieler „beschaulicher" Or densniederlassungen einher, jedoch auch als Positivum die Errichtung von fast 140 neuen Pfarrsprengeln und Lokalien im Lande ob der Enns. Die im barocken Überschwang überhandgenommenen sekundären Frömmigkeitsformen, wie etwa der Reliquienkult oder die extreme Heiligen verehrung, mußten der Nüchternheit der Zeit wei chen, wobei jedoch auch wertvolles Kulturgut zugrunde ging. - Die kirchliche Restauration nach den Napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongreß war geprägt von der durch Bischof Gregorius Thomas Ziegler initiierten romtreuen Dogmatik und führte schließlich in der Folge des revo lutionären Geschehens des Jahres 1848 zur end gültigen Überwindung des josephinischen Staatskirchentums. Mit dem „polischen" Bischof Rudi gier beginnt eine konfliktreiche Zeit, die schließ lich den dramatischen Höhepunkt im Ersten Welt krieg und folgendem Ende der österreichisch ungarischen Monarchie fand. - In die Spannun gen des zwanzigsten Jahrhunderts mit den tief greifenden politischen und sozialen Umwälzun gen war stets auch die Kirche mehr oder weniger eingebunden; die noch von vielen Zeitzeugen miterlebte Schaffung des autoritären Ständestaa tes und schließlich die erzwungene Besetzung Österreichs durch deutsche Truppen mit dem sie ben Jahre dauernden nationalsozialistischen Re gime, dessen Kirchenkampf im Gau Oberdonau in einem eigenen Abschnitt „Kirche unter dem Hakenkreuz" ausführlich geschildert wird. - Die Wiedererrichtung der demokratischen Republik nach dem Ende des schrecklichen Zweiten Welt krieges brachte in den bitteren Nachkriegsjahren eine Aufbruchsstimmung auch des innerkirchli chen Lebens. - Der letzte Abschnitt „Die Jahre des Aufbaus" berichtet von der Linderung der herr schenden materiellen und geistigen Nöte durch den karitativen und seelsorglichen Einsatz der Kirche und schließt mit dem Rückblick auf die be sonderen religiösen Aktivitäten nach dem Zwei ten Vatikanischen Konzil bis zur Ernennung des zwölften Linzer Diözesanbischofs Maximilian Aichern und den Pastoralbesuch des Papstes in Oberösterreich (1988). Dem Autor Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zinnhob ler gelang, unterstützt vor allem von seinen Mitar beitern im Diözesanarchiv Dr. Johannes Ebner und Dr. Monika Würthinger sowie nicht zuletzt von hervorragendem Bildmaterial, eine kontinu ierlich aufgebaute Darstellung der in der Römer zeit beginnenden Geschichte der Kirche in Ober österreich bis zur Gegenwart. Die bereits kriti sierte Beschwernis der Lesbarkeit des Textes wird durch die Qualität des Inhaltes mehr als aufgewo gen; die zu Beginn der Herausgabe gehegten Er wartungen wurden dank aller an Gestaltung und Herstellung Beteiligten voll und ganz erfüllt. Herbert Erich Baumert

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