OÖ. Heimatblätter 1996, 50. Jahrgang, Heft 1

Festlichkeit stiftet aber auch Gemein schaft. Es gibt Dinge, die kann man nicht alleine machen: Man kann nicht allein lieben, nicht allein diskutieren, nicht al lein glauben, nicht allein ein Fest feiern. Wir sprechen heute viel von Isolation und Vereinsamung, fiängt das auch mit dem Verlust der Festlichkeit, der gemein samen Freude vor Gott zusammen? Wir bekennen jeden Sonntag: Ich glaube an die Gemeinschaft der Ideiiigen. Das sind nicht komische Heilige, sondern die Ge meinschaft von Menschen, die zum Hei ligen gehören. Und diese Gemeinschaft ist nicht auf Kirchenräume beschränkt, sie ist überall dort anzutreffen, wo von Mensch zu Mensch gute, erfreuliche Kontakte entstehen und gepflegt wer den. Und schließlich: Freude und Festlich keit spielen sich nicht im luftleeren Raum ab, sie brauchen ihren Ort und sind auch von diesem Ort, dieser Region geprägt und regional unterschiedlich, das macht ihren Reichtum aus. Das ist keine Verachtung anderer Kulturen und Volkskulturen. Im Gegenteil: Wie schön ist das Bereisen anderer Länder und Kennenlernen anderer Volkskulturen und das Einladen von Kulturgruppen aus anderen Ländern! Aber deswegen kommt doch niemand auf die Idee, daß wir in Oberösterreich nur noch und aus schließlich Negro-Spirituals singen und in der negroiden Bevölkerung Amerikas nur noch geschuhplattelt wird! David bekennt sich in dem 16. Psalm zu seiner Heimat. Er liebt sie: „Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden." Das ist mit ein Grund seiner Freude - und auch wir haben allen Grund dazu. Gewiß, es gibt auch andere schöne Länder und Ge biete, und im Grunde ist doch immer das schön, was man liebt und einem ver traut ist. Aber ganz abgesehen davon, können wir objektiv sagen, es ist ein schönes, gesegnetes Land, unser Ober österreich, unser Erbteil. Auch wenn der Österreicher viel schimpft und raunzt, nicht nur über Sparpakete und Regie rungskrisen wie derzeit, vergessen wir nicht, das Los ist uns gefallen auf liebli ches Land, mit einem schönen und gro ßen volkskulturellen Erbe, das zu pfle gen, sich daran zu freuen und an die nächste Generation weiterzureichen Reichtum ist und viel Freude vor Gott beinhaltet.

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