der Folge wird das Mühlviertel auch von den dunklen Elementen gesäubert, was der russischen Besatzungsmacht hoch angerechnet wird, da auf diese Weise der Bevölkerung ohne Zweifel viele Gewalt taten erspart bleiben." Man weiß sich in Ottensheim zu er innern, daß einer der ersten russischen Kommandanten besonders streng war und die Ottensheimer Hausbesitzer „zur Reinlichkeit erziehen" wollte. Wenn er Straßenunrat sah, sagte er „Nix Kultura!", ging in die Häuser und forderte die Hausbesitzer auf, vor ihrem Haus zu kehren und die Papierfetzerln aufzu sammeln. Bei der Uberfuhr bezogen die Rus sen ein mit einem Sowjetstern bekröntes „Einmannhütterl", das auf dem Titelblatt des dritten Bandes von „Ottensheim 1945" wiedergegeben ist. Vor dem „Wachhütterl" stand der mit einer Ma schinenpistole bewaffnete russische Soldat. Uber die Kontrolle bei der Uberfuhr berichtet der damalige Ottensheimer Gemeindebeamte Karl Breitwimmer in „Ottensheim Juni bis Dezember 1945 - Russische und amerikanische Besat zung", S. 32: „Es wurde damals sehr genau kon trolliert. Die Fotos wurden - besonders bei den Frauen und Mädchen - lange an geschaut. Oft gab es Schwierigkeiten mit Heimkehrern, die praktisch vor der ,Haustür', in Wilhering, standen, und ohne Ausweis nicht herüber nach Ot tensheim konnten. - Es gab zwischen den russischen und amerikanischen Be satzungstruppen immer Spannungen. Die vorerst gemeinsamen Siegerkon takte wurden immer weniger. Eine be sondere Demütigung für die russische Besatzungszone war die von den Ameri kanern durchgeführte Bestaubungs- und Entlausungsaktion für alle, die aus der russischen Zone in die amerikanische kamen. Niemand mehr durfte in die amerikanische Zone ohne den ,DDTBestaubungsstempel'. - ,Bestaubt am 27. Nov. 1945 - Uberfuhr Gmd. Wilhe ring.' - In Wilhering mußte man zu die sem Zweck in ein Hütterl bei der Uber fuhr. Mit einer Pumpe wurde von einem amerikanischen Soldaten in den Brust ausschnitt und im Nacken ein weißes DDT-Pulver auf den Körper gestäubt. Si cherlich waren zu dieser Zeit viele Men schen verlaust, aber nicht nur in der rus sischen Besatzungszone." Personen, die von der NS-Zeit her politisch belastet waren, bekamen vor erst keinen Identitätsausweis, der sie zum Zonenwechsel und somit zur Be nützung der Uberfuhr berechtigte. Sie mußten einen illegalen, schwarzen Do nauübergang suchen. Natürlich wurden die russischen Grenzkontrollore auch immer wieder überlistet. Otto Thanhäuser berichtet:" „Die Gemeinde Ottensheim hatte ei nen Au-Besitz in Wilhering. Das Holz davon konnte von Ottensheimer Bür gern ersteigert und mit Pferdefuhrwer ken nach Ottensheim gebracht werden. Dagegen hatten die Russen nichts. Holz schien ihnen akzeptabel. Die Gelegen heit wurde aber von den Holztranspor teuren manchmal auch dazu benützt, un ter dem Holz Ferkel zu verstecken und ins Mühlviertel zu bringen. Problema tisch wurde es dann, wenn diese Ferkel gerade bei der Zonengrenzenkontrolle ' Am 28. Mai 1995 in einem Gespräch dem Autor dieses Aufsatzes berichtet.
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