Sehr bald wurden vom Gendarme rieposten Ottensheim zweisprachige (englisch und deutsch) Identitätsaus weise ausgestellt. Im dritten Band des Werkes „Ottensheim 1945" ist der Identi tätsausweis der Ottensheimer Kauf mannsfrau Zäzilie Rois abgebildet, der vom Ottensheimer Gendarmeriebeam ten Staffleitner unterschrieben ist. Diese Ausweise ermöglichten die Überfahrt über die Donau. Sie mußten auch bei der Anschlußmauer in der Schiffmühle ei nem dort als Posten stehenden amerika nischen Soldaten vorgewiesen werden. Selbst zum Nachweis der Erlaubnis, ein Fahrrad benützen zu dürfen, mußte ein englisch geschriebener, von der Ge meinde Ottensheim ausgestellter Aus weis vorgewiesen werden. „Anfang Juli gehen Gerüchte in Ot tensheim um, daß die amerikanischen Truppen das Mühlviertel an die russi schen Truppen zwecks Besetzung abtre ten werden", steht in der Ottensheimer Gendarmeriechronik. „Daraufhin setzt eine förmliche Völkerwanderung über die Donau ein, um sich vor den Russen noch rechtzeitig zu retten. Die Bevölke rung hat nämlich infolge der fortwäh renden unheilvollen Greuelpropaganda seitens der Nazis wirklich große Angst vor den Russen." - Und in der Pfarrchro nik berichtet Pfarrer Handstanger; „Die Siebenbürger, die zu großen Scharen nach Ottensheim geflüchtet waren, zie hen jetzt über die Donau nach Wilhering hinüber. - Von der Überfuhr bis zur Kir che stehen die Fuhrwerke. Fast Tag und Nacht verkehrt die Fähre, um den Ver kehr bewältigen zu können." Die Amerikaner verstärken durch ihr Verhalten diese Flucht über die Donau noch, als sie beginnen, alle am Nordufer der Donau vor Anker liegenden Schleppschiffe sofort nach Bayern in die amerikanische Zone zu befördern. Selbst die Eisenbahnwagen der Mühl kreisbahn, Saatgut, Vieh, Maschinen, ja sogar die Straßenlaternen, kurz, alles be wegliche Gut wurde von den amerikani schen Truppen abtransportiert.^^ Und die Überfuhr bringen sie auf die Wilheringer Seite und so vor den Russen in Si cherheit. Von dem Zeitpunkt an kann vorläufig niemand mehr über die Do nau. Weil aber so viele hinüber wollen, werden sie von einigen beherzten jungen Männern mit Zillen hinübergebracht. Otto Thanhäuser, der Zeitzeuge war, be richtet darüber dem Autor dieses Auf satzes am 28. Juni 1995: „Ich selbst, damals 16 Jahre alt, habe mich als Fluchthelfer über die Donau in die amerikanische Besatzungszone mehrmals betätigt. Einmal war mir diese Hilfe besonders wichtig, denn damals galt sie meinem älteren Bruder, der schon nach Ottensheim heimgekehrt war, aber als ehemaliges Mitglied der NSDAP fürchtete, von den Russen ge fangengenommen und nach Sibirien ge bracht zu werden. - Ich wußte eine große Zille in der Donau, vorne beim Ecker-Haus bei der Weilnböck-Wehr, verankert. Es eilte, denn die Russen konnten jederzeit kommen. Als wir die Zille zum Abstoßen herrichteten, kamen mehrere ehemalige deutsche Soldaten herzu, die auch über die Donau auf die Wilheringer Seite hinüber wollten. Wir ließen sie einsteigen. Dann ruderten wir ' Hindinger, Gabriele: Das Kriegsende und der Wiederaufbau demokratischer Verhältnisse in Oberösterreich im Jahre 1945. Wien 1968.
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