OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

den schweren militärischen Fahrzeugen befahren werden kann; heute vermuten einige Ottensheimer die kriegerische Absicht. Im Herbst 1939 brach der Zweite Weltkrieg aus. Erst sechs Jahre später, im Mai 1945, ging er zu Ende. Die Amerikaner besetzen die Überfuhr Daß es 1945, als die Amerikaner vom oberen Mühlviertel herunter auf Ottensheim zukamen, überhaupt noch eine Uberfuhr in Ottensheim gegeben hat, war mehreren Gründen zuzuschrei ben, vor allem dem, daß das Fährschiff oder die Zufahrtsanlagen von keiner Fliegerbombe und von keinem Geschoß der Amerikaner getroffen wurde, dann aber auch, daß die Bombe, die auf der Überfuhr lag und bei Annäherung des Feindes gesprengt werden sollte, dank einiger vernünftiger Männer nicht ge sprengt wurde, und schließlich, daß der Krieg noch vor dem geplanten Brücken bau in Ottensheim ausgebrochen war. Schon 1938 bestand nämlich der Plan, in der Rodlstraße, dort, wo der Bauhof der Marktgemeinde ist, den Bahnhof Ot tensheim einzurichten, und in unmittel barer Nähe dieses Bahnhofes auch die Zufahrt zu einer geplanten Straßen- und Eisenbahnbrücke anzulegen, die hier über die Donau nach Wilhering projek tiert war. Dort, wo das Gasthaus „Zur Alm" stand, sollte sie auf der Wilheringer Seite das Land berühren. Die Haupt straße und die Eisenbahn sollten dann weiterführen über Dörnbach, die Eisen bahn sich mit der Westbahn in der Nähe von Linz verbinden und die Straße süd lich von Linz in die geplante Westauto bahn einmünden. Die Donaubrücke in Ottensheim hätte jede Überfuhr unnötig gemacht. Der Plan konnte aber nicht ver wirklicht werden, weil der 1939 ausge brochene Krieg dafür keine Zeit und keine Mittel mehr ließ. Als in den ersten Maitagen des Jah res 1945 amerikanische Panzer vom obe ren Mühlviertel herab auf Ottensheim immer näher rückten, wurden vielerorts von den letzten deutschen Soldaten und von vielen österreichischen nationalso zialistischen Fanatikern Panzersperren errichtet und die Brücken zur Spren gung vorbereitet. So wurde z. B. in den Mittagsstunden des 3. Mai die Saurüs selbrücke bei Rottenegg gesprengt, was allerdings den Vormarsch der Amerika ner nicht aufhielt. „Auch die Ottensheimer Überfuhr sollte gesprengt werden. Sie ist in den letzten Kriegstagen von Militär besetzt. Auf dem Dach befindet sich ein Flieger abwehrgeschütz mit zwei Rohren, eine sogenannte Zwillingsflak. Tag und Nacht machen dabei Soldaten Dienst. Als die Amerikaner vom oberen Mühl viertel herab in Anmarsch sind, kommt der Befehl, die Zufahrtsbrücke zur Über fuhr zu sprengen. Aber die Pioniere, die den Auftrag ausführen sollen, besinnen sich - nach Zuspruch der anliegenden Bewohner - eines anderen; Sie gehen zum Kaufhaus Thanhäuser an der Do naulände, tauschen dort ihre deutschen Uniformen gegen Zivilkleider und ma chen sich aus dem Staub Richtung Hei mat."® So berichtet Otto Thanhäuser in: O. Kampmül ler; Das Ende des 2. Weltkrieges in Ottensheim. Ottensheim 1987, S. 19.

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