OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Ein weiteres Interessengebiet Spanns war die Beschäftigung mit der Sprache. Vor allem das große Nibelungenepos ließ ihn nicht los, und 1840 veröffent lichte er seine Ergebnisse und Überle gungen dazu im Buch „fieinrich von Of terdingen und das Nibelungenlied". Die Grundlage für die Stützung sei ner darin enthaltenen Theorie bilden da bei seine seit 1827 gesammelten Volks liedtexte. Zum Persönlichkeitsbild Spauns ge hört auch sein Hang zur Geselligkeit und der Freude an kleinen Dingen, die sich in der häuslichen Musikpflege, der schon erwähnten Beschäfhgung mit Dichtung und Malerei zeigen. Spaun er weist sich hier als typischer bürgerlicher Biedermeiervertreter, zu dessen Freun deskreis auch Schubert zählte, der im Hause Spauns sowohl in Linz als auch in Traunkirchen (dort besitzen die Nach kommen Spauns auch heute noch das Haus) musizierte. Wie wir aus einem Brief Schuberts wissen, ist dieser einmal bitter enttäuscht, bei einem Aufenthalt in Einz Spaun nicht anzutreffen. Spaun und die Volkskultm Von einer anderen Seite zeigt sich Spaun, wenn er sich mit der Volksspra che, der Mundart beschäftigt. Im Jahre 1833 beschreibt er unter anderem das große Einzer Volksfest. In Linz waren ge rade die Festungsbauten im Gange, die Erzherzog Maximilian d'Este aufführen ließ, und diese inspizierte Kaiser Franz I. (1768-1835) in der Zeit vom 11. bis 28. Oktober. Die Landstände und die Linzer erfreuten den hohen Gast und seine Ge mahlin mit einem Fest, bei dem Volksge sang und Volkstanz sowie Volksspiele geboten wurden. 127 Tanzpaare zeigten ihre bodenständigen Volkstänze. Sie ka men aus allen Teilen des Landes, wäh rend Sängerinnen und Schwerttänzer nur aus der Gegend von Gmunden und dem Salzkammergut vertreten waren; die Wettläufer kamen aus dem Innvier tel, zum größten Teil aber aus dem Mühlviertel; aus dem Traun- und Haus ruckviertel waren Bogenschützen er schienen. Dieses Volksfest vom 14. Ok tober 1833 zeigt, daß damals lebendiges Volks tum Träger des Festes war und daß von den über 8.000 Besuchern alle in der Absicht zum Fest kamen, sich an leben digen Äußerungen der Volksart zu er freuen. Spaun schildert nun in seiner Ab handlung die Trachten, Volkslieder, Tänze und die Mundart des Landes. Schon damals war er der Meinung, daß es wichtig wäre, das Volkstum in seinen vielschichtigen Ausformungen zu be wahren. So hielten in der Folge auf seine Anregung hin Max von Chezy die Trachten des Salzkammergutes und der Salzburger Johann Fischbach die des Traun-, Hausruck- und Innviertels in Aquarellen fest. Auf diese Weise ist Oberösterreich in der glücklichen Lage, genaue und detaillierte Bildbeschreibun gen der überlieferten Trachten zu besitSpaun und die Volksmusik Spauns Sorge galt auch den in Ober österreich gebräuchlichen Volksweisen. So begann er persönlich, diese Lieder und Jodler aufzuzeichnen. Gelegenheit dazu boten die Sommeraufenthalte in Traunkirchen.

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