Seine persönlichen Haltungen und Einsteilungen wurden vor allem durch den am Linzer Gymnasium erteilten Un terricht, der für die damalige Zeit über aus zeitnah gestaltet wurde und die lite rarischen Zeitströmungen berücksich tigte, geprägt. Griechisch und Latein, die Pflichtsprachen eines humanistischen Gymnasiums, waren für Anton keine lä stige Übung, sondern eine Bereicherung. Die Lektüre geschichtlicher Werke lief? ihn schon früh mit Interesse die Zeug nisse und Spuren der Vergangenheit auf spüren und teilweise dokumentieren. Verstärkt wurde diese Wißbegier durch den Florianer Chorherrn Franz Kurz, der ihm viel Interessantes aus der oberöster reichischen Landesgeschichte vermitteln konnte. Kurz selbst gilt ja als Ahnherr der oberösterreichischen Geschichts schreibung. Vormärz und Biedermeier Spauns Lebenszeit fällt in eine Epo che, die allgemein als Vormärz oder Bie dermeier und in der Musik- und Litera turgeschichte als Romantik bezeichnet wird. Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder, Cle mens Brentano, Ludwig Achim von Ar nim sammelten und veröffentlichten ebenfalls Volkslieder und beeinflußten damit aller Wahrscheinlichkeit nach auch Spaun. Versetzen wir uns nun 150 Jahre zu rück in die Vergangenheit unseres Bun deslandes Oberösterreich. Das Erzher zogtum des Landes ob der Enns, wie der alte Name lautete, war Teil der großen Habsburger-Monarchie, die von 1792 bis 1835 von Kaiser Franz II. (L), 1835 bis 1848 nominell von Kaiser Ferdinand 1. repräsentiert wurde. Tatsächlich regierte aber ein vierköpfiger Staatsrat, dessen mächtiger und strenger Führer Fürst Cle mens Lothar Metternich war. Oberstes Ziel Metternichs war es, in einer Zeit des Umbruchs das Bestehende, Überlieferte zu erhalten und jedes Aufkommen von Freiheit zu unterdrücken. Spitzeldienste, die alles an den von Metternich geleite ten Polizeiapparat melden mußten, und eine strenge Zensur halfen mit, jeden Anflug von Veränderungswünschen im Keim zu ersticken. Die Landtage hatten nur die Aufgabe, in Wien beschlossene Tatsachen zu befürworten, und das Metternichsche System sorgte schon dafür, daß zum überwiegenden Teil die „richti gen" Abgeordneten im Landtag vertre ten waren. Als Mitglied der Landstände, des Landtages und als höchster Beamter der Stände war Spaun ab 1839, soweit es das Metternichsche System zuließ, dem poli tischen Leben sehr nahegerückt. Aber der Ruf der Revolution 1848 schuf doch eine ganz neue Situation, und wir sehen nun den ständischen Syndikus mit gera dezu hektischem Eifer am öffentlichen Leben teilnehmen. Spaun bezeichnete sich selbst als li beral, der politische Katholizismus erin nerte ihn zu sehr an die von ihm nicht geschätzte Gegenreformation. Sein poli tischer Konservativismus wollte das Alte mit dem Neuen organisch verbinden. Er wünschte den Fortschritt auf der Bahn des Rechtes. Spaun war im Geiste der deutschen Romantik stark vom nationa len Denken erfüllt und begrüßte die Frankfurter Nationalversammlung sehr. Er wendete sich aber andererseits heftig gegen einen Ausschluß der nichtdeut-
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