OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

was dieser Stein eigentlich bedeute, wei che himmlische Macht ihn in die Luft brachte, ihn trug und seine Bahn zur Erde lenkte; ebenso wollte Hölzl erfah ren, was die bärtigen und geschwänzten Flammen, die blutigen Kreise am Him mel, die siamesischen Zwillinge und an dere Mißgeburten von Mensch und Vieh bedeuteten. Bei Mahlzeiten und ge meinsamen Amtspflichten ging es im Gespräch immer um diese Fragen, und Grünpeck hat die aus früheren Zeiten überlieferten Wunderzeichen ebenso wie die zur Zeit Maximilians geschehenen in der geschilderten Handschrift beschrie ben und interpretiert. Die „prodigia, portenta et monstra, que tempore principatus Maximiliani et in coelo et in terra Visa sunt" sollen hier als Beispiel wieder gegeben werden - ob die Zuschreibung an Marx Reichlich als Zeichner fernerhin Anerkennung finden wird? Für Grün peck beginnen nach 1503 unruhige Wan derjahre im Kampf um den Lebensunter halt. In St. Peter sucht er die Lebensbe schreibungen der Salzburger Erzbischöfe zusammen, in Regensburg errich tet er 1505 eine Foetenschule, wahr scheinlich damals schrieb er die „Commentaria divi Maximiliani" vom 17. bis zum 46. Lebensjahr, die die Ereignisse von der burgundischen Hochzeit bis zum Abschluß des bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieges schildern (zuletzt in Roos Annales 1592 ausgewertet, ver schollen), 1507 schloß er eine historische Zusammenstellung über Päpste und Re genten, Städte, Universitäten und Klö ster im Dominikanerkloster Nürnberg ab, ließ eine Auslegung der Wunderzei chen drucken, klagte im „Speculum naturalis, coelestis et propheticae visionis" 1508 die Kirche an und veröffentlichte weitere Gelegenheitsschriften über Miß geburten usw. Noch vor dem Februar 1516 konnte er seine „Historia Friderici III. et Maximiliani" reinschreiben und sie illustriert dem Kaiser vorlegen. Am 12. April 1518 verlieh Maximilian Grün peck die Mühlendienstzinse und dazu gehörige Gülten zu Steyr als Leibge dinge. Auch wenn er mit Steyrer Bür gern um Honorare streiten mußte, so si cherte ihm dies und die ärztliche Tätig keit doch den Lebensunterhalt bis 1529. „Doctor Joseph", wie ihn die Steyrer nannten, mühte sich, die Mirakel jener Tage zu deuten und durch Prophezeiun gen die Mitmenschen auf gottgefälligere Bahnen zu lenken. „Er war Priester und Lehrer ohne innere Berufung wie viele seiner geistlichen Mitbrüder auch. Er trug die Dichterkrone, ohne musische Neigungen zu verspüren, und fühlte sich als Humanist, dessen Gedankenwelt und Sprache vom geistigen Reichtum der Antike jedoch unberührt geblieben wa ren."'^ An der Spitze der Mitwirkenden steht aber auf dem Titelblatt des Ludus Dianae ein anderer Name: Petrus Bonomo. Dieser (* 1458) stammte aus einer Triestiner Patrizierfamilie, nahm mit seinem Bruder Franz landesfürstliche Dienste ' Die Würdigung Grünpecks nach Benesch - Auer, S. 20, dort die Ausgabe seines Hauptwer kes, über dessen Illustrator noch immer die Kontroverse weiter geht, siehe Margit Stadl ober, Die Vision des heiligen Bernhard vom Meister der Historia Friderici et Maximiliani, ein Werk der frühen Donauschule, in: Orient und Okzident im Spiegel der Kunst, Festschrift Heinrich Gerhard Franz zum 70. Geburtstag, hg. Günter Brucher u. a. (Forschungen und Be richte des Institutes für Kunstgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz, hg. H. G. Franz, VIII), Graz 1986, S. 365-379.

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