OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Aktion vorstellen - allerdings war der Herrscher nicht anwesend, da er zur Zeit der Aufführung noch die blutige Erobe rung von Kufstein leitete. Die Darsteller waren Mitglieder des genannten „Collegium", Wiener aus bürgerlichem Patriziat (Wolfgang Prantner „ex Meydling"), aber auch drei Adelige aus der Familie der Losensteiner (Sebastian, Gregor und Panthus), also aus einem der bedeutend sten der österreichischen Adelsge schlechter der Zeit.®" Von einem dritten höfischen Fest spiel mit dem Urteil des Paris ist kein Text erhalten. Es soll im Februar 1506 un ter großer Teilnahme von Adel und Bür gern gespielt worden sein. Celtis ließ 1507 in Augsburg zwei Bücher erscheinen, sonst fehlt von ihm seit der „Rhapsodia" jede Nachricht. Er starb am 4. Februar 1508 in Wien und wurde bei St. Stephan beerdigt. Cuspinian sprach die Leichenrede. Die Grabta fel befindet sich an der Nordseite des Stephansdomes.®^ Sie zeigt in der Art paduanischer Professorengräber im obe ren Abschnitt über der Inschrifttafel wie über einem Lesepult die Halbfigur des Erzhumanisten in Barett und Talar, die ausgestreckten Hände liegen auf je drei Büchern. Es handelt sich um das bedeu tendste der Wiener Renaissancegrab denkmäler. Hier noch ein Wort über die Druck legung des „Ludus Dianae": In den 1502 von Celtis erschienenen „Amores" sind es zuerst 57 Gedichte, die sich durch die Kraft der Liebe zur Einheit zusammen schließen wollen. Als Ergebnis zehnjäh riger Wanderungen fügt Celtis die „Ger mania generalis", die „Norimberga", das Gedicht auf den hl. Sebald als Schutzpa tron Nürnbergs und den „Ludus Dianae" D ivv s 'rLETh rit OTES ET TVNDITE PECTORAPALMIS VESTERENIM HICCELTIS FATASVPREMATVLIT MOirrVVS ILLE Qy/DEMSEDLONGVVIWSWfVVM COLOCiVITVRDOCTIS PER SVASCRIPTAV/MS CHVNCEL- PROVIEN^LAVREI? CVSTOSt CORAIOR HFCINCHRIS.OyiESClTVJXITAN-rXL'SAE-SESCa'/MIU; 5VB ßlVOMAXFMILFAVGVST.- .jrtyETVHj C ) ■ H -B • I Hans Burgkmair, Sterbebild des Konrad Celtis mit den vor diesem liegenden Werken; in den Zwickein oben rechts und links vom Dichterlorheer Aderkur und Apollo. Holzschnitt (zweiter Zustand), 1507/08. ' Hadamowsky, Theatergeschichte, S. 71 f. Das Personenverzeichnis zur „Rhapsodia" nach der Handschrift abgebildet bei Rommel, Wiener Renaissance, gegenüber S. 240. Hans Tietze, Geschichte und Beschreibung des St.-Stephans-Domes in Wien, ÖKT 23, Wien 1931, S. 439 f., und Abb. 521, Karl Oettinger, Anton Pilgram und die Bildhauer von St. Ste phan, Wien 1951, S. 52, 108, n. 4 und Abb. 97, mit Zuschreibung an Michael Tichter, die Grab schrift von Johannes Camers bei Rupprich, Briefwechsel, n. 343, S. 619 f., zu Totenbild und Epitaph Lothar Komer, Erinnert - nicht errettet. Der Tod der Professoren, MIÖG 103, 1995, S. 72.

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