OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

wohnende Götter zusammen; sie singen dem Caesar „Lobgesänge: er erlaubt, daß eine so berühmte Stadt mit ausge lassenen Festen (orgiis) und Gaben des Bacchus erfüllt werde". Erwartungsvolle Stille folgt; Bacchus, der eben Maximili ans Lob gesungen hat, bittet diesen, ihn zum Dichter zu krönen: „Bei den Göt tern und beim Szepter des Donnerers schwöre ich Dir: ich werde hier und überall Dein Lob singen." Die Rezitation der Huldigungsansprache von Sylvanus und Bacchus in Distichen mit dem fol genden vierstimmigen Gesang nach den damals modernen Musikgesetzen wird wohl das Hauptinteresse der Auffüh rung in Anspruch genommen haben. Bacchus wird gekrönt, die Dankchöre beschließen den Akt. Wie bei jedem Fest durfte auch hier der Spaßmacher nicht fehlen; im vierten Akt bat ein auf einem Esel reitender betrunkener Silen, einen Humpen mit abgenütztem Griff und an gebrochenem Rand emporhaltend, um Bewirtung der Zuschauer; seiner Bitte wurde unter Festmusik entsprochen; das festliche Spiel, das in prunkvollen Göt terkostümen der neu entdeckten Antike vor sich geht, endete mit einem im Chor dargebrachten Dank im fünften Akt, Diana verabschiedet sich mit allen Mit spielenden von Maximilian und wünscht, Bianca möge den österreichi schen Landen möglichst viele Erzher zoge schenken.^' Das zweite erhaltene Spiel von Kon rad Celtis war die „Rhapsodia", ein Lob lied auf Maximilian nach dem Sieg bei Wenzenbach (in der Nähe von Regens burg) im Bayerischen Erbfolgekrieg am 12. September 1504. Celtis wollte damit das drei Jahre vorher gegründete „Collegium poetarum et mathematicorum" in Siegel des Collegium poetarum zu VJien; das aus Silber gefertigte Originaltypar hat auf der Revers seite einen umklappharen Kamm mit der Inschrift ANNO MD ET PRI(mo), dem Celtis-VJappen und der Inschrift CHVN(rad) CELTIS. Im Siegelfeld auf einem Band die Umschrift SIGILLVM COLLEGII POETARVM VIENNAE, oben deutscher Königs adler mit dem maximilianischen Brustschild (Neu österreich und Althurgund), in der Mitte die beson deren „Schutzgötter" des Dichters: Merkur mit Flü gelhelm und Botenstah, nach einer von ihm selbst auf einer kurzen Flöte geblasenen Melodie tanzend, ihm gegenüber Apollo mit Strahlenkrone, in eine ärmel lose, knielange Tunika gekleidet, der einen zweiten Pfeil auf die sich am Boden windende, bereits getrof fene Schlange Python abschießt. Abguß im Archiv der Universität Wien (Galt, Insignien der Univer sität Wien, 1965, Tafel XIV Abb. 35). ' Die Zusammenfassung nach Hadamowsky, Theatergeschichte, S. 70 f. Die theatergeschicht lichen Details bei Konrad Schiffmann, Drama und Theater in Osterreich ob der Enns bis zum Jahre 1803, Linz 1905, S. 27, Albert Sturm, Thea tergeschichte Oberösterreichs im 16. und 17. Jahrhundert (Theatergeschichte Österreichs I/l), Wien 1964, S. 32-37, und Hans Rupprich, Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock 1, 1970, S. 527 f., 643 f., 784 f.

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