OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

entlassen, ihr Neffe Franz, der kleine Sohn des 1494 verstorbenen Hauptes der rechtmäßigen Linie der Sforza, mußte in Frankreich bleiben. Die Söhne Ludovicos, später die letzten männlichen Herrscher in Mailand aus diesem Ge schlecht, Maximilian (*1491) und Franz (II.) (*1492), blieben bei Bianca Maria, der ungeliebten Gattin des Königs. Als dieser nach längerer Jagd in Tirol im Spätherbst 1500 von Nürnberg nach Oberösterreich kam," begleiteten sie ihn dorthin, Maximilian richtete seinem Na mensvetter Massimiliano und dessen Maximilian I. mit der Krone im Gespräch mit sei ner zweiten Gattin Bianca Maria Sforza, darunter deren Wappen (Bindenschild und Mailand), rechts die erste Gemahlin Maria (f 1482), darunter das Wappen von Burgund, Brüstungsfeld der Loggia des Goldenen Dachls in Innsbruck, um 1500 (Osterrei chische Kunsttopographie. Die profanen Kunstdenk mäler der Stadt Innsbruck. Bd. XXXVIII, 1. Teil, Abb. 101). Brüder einen bescheidenen Hofstaat ein, wollte er sie doch weiterhin als die „rechtmäßigen Herzöge" ausspielen." Andere Mitglieder der Sforza-Sippe und vornehme mailändische Vertriebene hat ten damals am Hofe großen Einfluß, man schätzte die Zahl der mailändischen Flüchtlinge in Deutschland auf über 250! Ein Denkmal dieser Verbindung zu Mailand hat sich in Innsbruck erhalten: das Goldene Dachl." Josef Garber hat sich erstmals mit der Baugeschichte und dem Zweck ausführlich auseinanderge setzt:^^ Die Altane, von der aus Maximi lian mit seiner zweiten Gattin, mit deren Familienmitgliedern und dem gesamten Hofstaat den Faschingsspielen und Mummereien zusehen sollte, ist mit 1500 dahert, das Sforza-Wappen prangt an hervorragender Stelle - könnte nicht dieses Motiv, seinen neuen Verwandten zu imponieren, bei der sich lange hinzie hende Baugeschichte des berühmten und legendenumwobenen Werkes mit spielen, das durch Vergoldung seines E)aches den Prunk einer kaiserlichen Re sidenz vermitteln sollte? Und die ausge- " Nach Stalin, Aufenthaltsorte, S. 360f.: 30. No vember 1500 bis 22. Jänner 1501 Wels! Wiesflecker, Maximilian I., 2, 1975, S. 388-396, s. auch Ulmann 2, S. 2, 16, 20, 25, dazu Her mann Wiesflecker, Die habsburgischen Staaten und Italien am Beginn der Neuzeit (1500-1700), in: Historische Blickpunkte. Festschrift für Jo hann Rainer (Innsbrucker Beiträge zur Kultur wissenschaft 25), Innsbruck 1988, S. 701-714, bes. S, 706. Die gesamte Literatur und gute Abbildungen bei Johanna Felmayer, Die profanen Baudenk mäler der Stadt Innsbruck (ÖKT 38), Wien 1972, S. 110-131, Abb. 92 und 96-126. Josef Garber, Das goldene Dachl (Die Kunst in Tirol, Sonderband 4), Wien 1922, dazu Heinrich Hammer, Kunstgeschichte der Stadt Innsbruck, Innsbruck - Wien - München 1952, S. 94-108.

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