OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Herrschers im deutschen Raum. Der An laß war eine Dichterkrönung, die Maxi milian an einem Studenten der Wiener Universität vornahm. Die Zuschauer Befassen wir uns aber zuerst mit den Zuschauern: Es waren in Linz neben dem üblichen Hofstaat auch die Neffen Maximilians dabei, die aus Mailand ver trieben worden waren, deren Vater ge fangengenommen worden war. Dazu muß man aber die Geschichte des Sfor za-Geschlechtes behandeln, aus dem die zweite Gattin Maximilians kam. Der Stammvater der italienischen Adelsfami lie war der Bauernsohn Muzio Atendolo aus Cotignola in der Romagna (13691424). Von Söldnern ermutigt, sich doch an ihrem lustigen Handwerk zu beteili gen, warf er seine Hacke auf einen Baum: Bauer wolle er bleiben, fiele sie herab; bliebe sie oben, so betrachte er dies als eine Vorbedeutung künftiger Größe und seines Rufes zu den Waffen. Durch Verstand und Mut, als Staats mann und zugleich als Feldherr schwang er sich zu einem der mächtigsten Heer führer Italiens auf. Er diente der Königin Johanna II. von Neapel, erhielt den Bei namen Sforza, Bezwinger, der nach sei nem Tode der erbliche Name des Ge schlechtes wurde. Sein ebenso tapferer Sohn Francesco I. (1401-1466) heiratete 1441 Bianca Maria Visconti, die Erbtoch ter des letzten Herzogs von Mailand, Philipp Maria Visconti. Doch nach sei nes Schwiegervaters Tode 1447 entstand Mißtrauen zwischen ihm und den Vor stehern von Mailand, er schien mit der Macht auch den Willen zu haben, den Thron zu erwerben, auf dem seine Ge mahlin geboren war. Er schloß mit den Venezianern Frieden, zog vor Mailand, nötigte die Bürger durch Hunger zur Übergabe. Sie wählten ihn zum Herzog. 1464 erwarb er dazu Genua (mit Kor sika) und Bari, bemühte sich als Diplo mat in enger Verbindung mit Ludwig XL von Frankreich um das Gleichgewicht in Italien. Sein Sohn, Galeazzo Maria (t 1476), ein Barbar und Wollüstling, wurde 1476 von einigen Verschworenen ermordet. Dessen unmündiger Sohn Jo hann Galeazzo (Gian Galeazzo, 1469-1494) wurde von des Vaters Bruder Ludovico (Ludwig), genannt il Moro (d. i. mit der Maulbeere) verdrängt (1452-1508). Die ser war seit 1480 Vormund des Neffen; für seine Nichte Bianca Maria, die reiche Erbin von Mailand, interessierten sich verschiedene Höfe: Savoyen, Bayern (Herzog Albrecht, späterer Gemahl von Kunigunde, Schwester Maximilians), König Matthias von Ungarn für seinen Sohn Johann Gorvinus und schließlich der neue König Wladislaw. Aber Wladislaw mußte, um Maximilians Interes sen zu dienen, an die unfruchtbare Bea trix, die Witwe des Matthias Gorvinus, ehelich gebunden bleiben, wenn sich Maximilians Erbhoffnungen auf Ungarn und Böhmen erfüllen sollten.^" Schon seit 1490 waren Anregungen zu einer Eheverbindung mit dem Hause Sforza an Maximilian herangetragen worden, der sie aber zunächst nicht ernst nahm: einerseits, weil sein Vater, der alte Kaiser Friedrich III., einer solchen Ver bindung nie zugestimmt hätte, anderer seits wegen seiner bretonischen Heirats pläne. Moro hörte aber nicht auf, seine Nichte dem römischen König auf jede nur mögliche Weise zu empfehlen. ' Wiesflecker, Maximilian L, 1, 1971, S. 364.

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