OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Einschneidendes Erlebnis war aber die Krönung zum Poeta laureahis: Am 18. April 1487 erhielt Celtis in der Nürn berger Burg durch die Fürsprache Kur fürst Friedrichs des Weisen als erster Deutscher aus der Hand Kaiser Fried richs III. den Dichterlorbeer. Vielleicht hat er später den Eindruck gehabt, diese Ehrung wäre zu früh erfolgt: seine Vita nämlich datiert die Krönung 1491!®® In der eigenen Briefsammlung, zu der er selbst die Anweisung gegeben hat, läßt er mit 1491 beginnen und es „das erste Jahr des Lorbeers" nennen. Eine zweite längere Bildungsreise führte Celtis danach nach Italien, wo er in Padua, Ferrara, Bologna, Florenz, Venedig und Rom seine Studien fort setzte. Im Frühjahr 1489 ging er über Dalmatien, Kroatien und Ungarn nach Krakau. Nach einem Abstecher nach Preußen fuhr er über Prag und Nürnberg nach In golstadt zurück, wo Celtis ab 1491/92 eine Professur für Rhetorik und Poetik innehatte. Aber damit war keineswegs ein ständiger Aufenthalt in dieser Uni versitätsstadt gemeint. 1492 ging die Reise über Linz nach Wien®® - Celtis kam zur Weinlese auf Einladung Krachenpergers in die österreichischen Län der, er hatte zuerst einen Besuch in Wien gar nicht vorgesehen, wurde aber von den Freunden bedrängt, doch in die Stadt zu kommen.®^ Im Jahre 1495 er krankte Celtis an Syphilis, gelobte eine Wallfahrt nach Altötting, die er nach Ge nesung auch tatsächlich absolvierte. Die Herbstferien des Jahres 1494 benützte er zu einer Erholungsreise nach Oberöster reich, welche er aber nicht nach Wien - wo man ihn bereits im Frühjahr erwartet hatte - ausdehnte: „Laetus in Austriacos ille ubi pergit agros ..." heißt es in den Epigrammen.®® Nach dem Vorbild von Spielen an Höfen italienischer Fürsten - vor allem der Medici in Florenz - gab es auch bei Festen der Habsburger zu Anfang des 16. Jahrhunderts einige theatralische Aufführungen. Maximilian 1. hatte in Wien keine Hofhaltung; während seiner ganzen Regierungszeit (1493-1519) war er nur einmal zu längerem Aufenthalt in der Stadt (26. November 1493 bis 13. Fe bruar 1494), in den Jahren 1506, 1514, 1515 und 1517 war er nur zwischen 14 und 36 Tage in Wien. Von Celtis sind zwei Spiele erhalten, eines ist verloren. So wie Celtis als erster in Wien die Statik der Lektüre antiker Lustspieldichter in die Dynamik theatra lischer Aufführung umsetzte, hat er auch den König, seinen Herrn Maximilian L, in Festspielen gefeiert. Das erste, „Ludus Dianae" (1501), wurde in Linz aufge führt, gehört aber in die Wiener Theater geschichte, da Anregung und Durchfüh rung von Wien ausgingen.®' Es ist die erste theatralische Verherrlichung eines Dieter Wuttke, Conradus Celtis Protucius (1459-1508). Ein Lebensbild aus der deutschen Renaissance, in: Philologie als Kulturwissen schaft. Studien zur Literatur und Geschichte des Mittelalters (Festschrift für Karl Stackmann zum 65. Geburtstag, hg. Ludger Grenzmann, Hubert Herkommer und Dieter Wuttke), Göt tingen 1987, S. 270-286, bes. S. 275. Adel, Konrad Celtis, S. 125. Kurt Preiß, Konrad Celtis und Kaiser Maximi lian I., in: Unsere Heimat 30, 1959, S. 102. Aschbach 2, S. 212 und Anm. 4. Franz Hadamowsky, Wiener Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (Geschichte der Stadt Wien, Band III), Wien 1988, S. 70 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2