ihm hohe Anerkennung zuteil wurde. Denn es ist kaum zu sagen, ob er als Lehrer mehr durch seine natürliche Ver anlagung oder durch seine Leistung wirkte. Ungezwungen und doch wohl bedacht war sein Vortrag, in der Erklä rung antiker Texte war er äußerst genau, und beides gewann durch das Ansehen seiner Person. Er war nicht bissig oder überheblich, suchte nicht, wie es heute so vielfach üblich ist, seine Ehre darin, anderen grammatische Fehler vorzuhal ten und sie zu verbessern, sondern ein zig in der Förderung seiner Schüler und in der Erkenntnis des Wahren. Auf dem Gebiet der Astronomie und der Natur wissenschaft tat es ihm keiner zuvor; er war mit einem Wort ein grundgelehrter Mann ..." So beschreibt Joachim von Watt (latinisiert Vadianus), der Schwei zer Humanist und Reformator (1483/84I55I), seinen um etwa zwei Dezennien älteren Freund.''^ Konrad Pickel, Sohn eines Winzers, studierte in Köln die artes liberales und erhielt 1479 das Baccalaureat, wandte sich dann der Theologie zu. Ohne Ab schluß dieser Studien verließ er 1480/81 die Hochschule. Eine Bildungsreise führte ihn 1482 nach Ofen/Buda, wo er den Anschluß an den Gelehrtenkreis um Matthias Gorvinus suchte. Ein des Grie chischen kundiger Famulus begleitete ihn. Es ist durchaus möglich, daß er schon damals auf dem Donauweg durch Linz und Wien gekommen ist. 1484 nahm er seine Studien in Heidelberg wieder auf, erwarb Grundkenntnisse im Griechischen und Hebräischen und wurde als Schüler Rudolf Agricolas mit der humanistischen Gedankenwelt ver traut. Als Magister lehrte er bis 1487 an den Universitäten Erfurt, Rostock und Leipzig. Ob er damals schon Verbin dung zu Österreich hatte? In einer In schrift für den ersten Sarg des Markgra fen Leopold III., entstanden entweder während der Vorbereitungen für die Hei ligsprechung 1483 (diese Jahreszahl im Text des Geltis-Epigramms) oder nach derselben (1485 oder später), wird aus drücklich der Klosterneuburger Propst Johannes Hechtel (t 1485) genannt, in der am 1529 eingeschmolzenen silber nen Sarg angebrachten Inschrift wird dies durch einen Hinweis auf den folgen den Propst Jakob Paperl ergänzt.Eine dichterische Probe für den Heiligen aus der „Familie" des Habsburgerkaisers wäre Geltis durchaus zuzutrauen, hätte seine gleich zu nennende Dichterkrö nung sicher wesentlich gefördert! In der Geschichte der Lambacher Shftsbibliothek wird behauptet, 1486 hätte Geltis dem Kloster sechs Wiegendrucke ge schickt, die sich allerdings nicht mehr identifizieren ließen.^" Gekürzte Übersetzung nach Joachim von Watt, De poetica et carminis ratione (Von der Dicht kunst) bei Hans Rupprich, Der Briefwechsel des Konrad Celtis (Humanistenbriefe 3), München 1934, n. 341, S. 617, deutsch bei Kurt Adel, Kon rad Celtis, Poeta laureatus (Stiasny-Bücherei 62), Graz und Wien 1960, S. 121 f. " Georg Wacha, Konrad Celtis und die Heilig sprechung des Markgrafen Leopold, in: Unsere Heimat 47, 1976, S. 7-15, als Ergänzung zur Neuentdeckung von Dieter Wuttke, Ein unbe kannter Einblattdruck mit Celtis-Epigrammen zu Ehren des Schutzheiligen von Osterreich, in: arcadia; Zeitschrift für vergleichende Literatur wissenschaft 3, 1968, S. 195 ff. Arno Eilenstein, Zur Geschichte der Stiftsbi bliothek in Lambach, in: Studien und Mittei lungen zur Geschichte des Benediktinerordens 51,1933, S. 208, Walter Luger, Die Benediktiner abtei Lambach in Oberösterreich und Conrad Celtis, in: Schweinfurter Heimatblätter, 29. Jg., Nr. 13 und 14 vom 10. bzw. 24. Dezember 1960, S. 54 f.
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