OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Kurz noch von Linz eine Stelle aus einer Wiener Handschrift: „Gegenndt im lanndt ob der Enns. Das lanndt ob der Enns hat wein wachs umb Aschach und das salz zu Gmunden und ist ain guet ciain lanndt mit allerlay notturfft, visch, vegl, wilpret, hat guet stet, schlösser, riderschafft unnd adl unnd zwen guet jar märckt zu Linz nach Ostern unnd Berthelemey. Stet im lanndt ob der Enns: Linz die haubtstat unnd ain schloß an der Thuenau .. Suntheim hatte später Streit mit Celtis - wie aus einem Brief an den kaiserli chen Sekretär Matthäus Lang vom 30. November 1503 hervorgeht war aber 1508 Zeuge in dessen Testament, sein Wirken als Geograph wurde hoch eingeschätzt, er zählte aber doch mehr zu den Gelehrten traditionellen Zu schnitts; ein seriöser Quellenforscher, dessen Arbeiten von anderen Humani sten wie Guspinian, Lazius usw. ausge schlachtet wurden. Die Künstler Standen bisher Dichtkunst und Rhe torik (in lateinischer Sprache) als Aus drucksformen des Humanismus im Mit telpunkt, so muß gerade für die Zeit die ser Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert auf die bildende Kunst hingewiesen wer den, auf einen neuen Stil, der damals in den österreichischen Ländern unter und ob der Enns entstand, auf die Donau schule. Ein berühmter Maler war es, der damals in den Städten und Landschaf ten an der Donau zu der neuen Aus drucksform fand: Lucas Cranach. Als Sohn eines nicht mehr greifbaren Hans Maler im oberfränkischen Kronach ge boren und von diesem in der Malerei ausgebildet, war er dort schon wie der Vater für den Holzschnitt (Druckort Bamberg?) tätig. Selbstverständlich lernte er die Kunst Albrecht Dürers ken nen, die in handwerklich vollkommenen Drucken verbreitet war. Cranachs früheste bekannte Werke sind durch die Kenntnis von Dürers Arbeiten geprägt; merkwürdig, daß die Auseinanderset zung in Wien vollzogen wird, wo Gra nach in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts arbeitet. Es scheint, als habe Cranach erst in der anregenden At mosphäre Wiens Dürers Bilder aufneh men und auf seine Weise bewältigen können."® Das bedeutendste Werk aus der Wiener Zeit ist die Kreuzigung, die früher im Wiener Schottenstift verwahrt wurde (jetzt Kunsthistorisches Museum, Inv.-Nr. 6905). Sie wird 1500 oder 1501 in Wien entstanden sein,"' ein „kleines Gemälde, beengt, aber voll starker Ge- " Codex Vindobonensis Palatinus 15283, fol. 20. " Werner Schade, Die Malerfamilie Cranach, Dresden 1974 bzw. Wien - München 1977, S, 15. Lucas Cranach der Ältere und seine Werkstatt. Jubiläumsausstellung museumseigener Werke 1472-1972, Kunsthistorisches Museum Wien 1972, S. 17, n. 1 und Abb. 3 („Zur Erklärung der künstlerischen Herkunft Cranachs wurde auf den älteren bayerischen Maler Polack, dessen Bilder ähnlich verzerrte und häßliche Kopfty pen zeigen, auf den Pacher-Schüler Marx Reich lich und die etwa gleichzeitig entstandenen österreichischen Altäre von Jörg Breu, vor al lem aber auf die Graphik Dürers verwiesen. Diese in sich wieder sehr disparaten Äußerun gen der deutschen Kunst knapp vor und um die Jahrhundertwende reichen aber nicht aus, um den Stil Cranachs ganz erklären zu können. Er gehört zu den frühesten Manifestationen der Donauschule, an deren Stilbildung Cranach ganz entscheidenden Anteil nahm.").

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2