wendet - den ersten von ihm herausge gebenen Druck „Liber hymnorum Prudencii", die Hymnen des frühchristlichen Dichters Aulus Prudentius, wohl im glei chen Jahr bei Winterberger erschienen, hat er dem königlichen Protonotar Jo hannes Krachenberger (Gracchus Pierius) als seinem „optimus patronus" ge widmet/' Am 1. August 1494 kamen in der Winterburgischen Offizin die gesam melten Epigramme von Hieronymus Baibus - ein Venezianer, 1493 an der Universität Wien immatrikuliert - her aus, in denen die bekanntesten Namen des damaligen geistigen Wien in einer Form aufs Korn genommen wurden, die den Besungenen nicht immer zur Freude gereicht haben dürfte/" Baibus ver schonte auch Cuspinian nicht mit sei nem lasziven Spott und knüpfte an des sen Namen ein ziemlich ordinäres Wort spiel. Als im April 1495 eine pestähnliche Epidemie in Wien ausbrach, da floh Cu spinian mit Famulus, Haushälterin und zehn Schülern nach Ybbs, begab sich im Juli - sicher über Linz - nach Heidelberg und kehrte erst 1496, wohl auch diesmal auf dem Wasserweg über Linz, zu seinen Vorlesungen nach Wien zurück. Seine Lehrtätigkeit, vielleicht in Vertretung des von der Artistenfakultät nicht geschätz ten Hieronymus Baibus, dauerte höch stens bis zur Ankunft von Konrad Celtis, dann blieb er Mitglied der medizini schen Fakultäf' wirkte aber als Schul meister von St. Stephan. Unterbrechen wir in dieser Zeit um 1500 die Biographie Cuspinians - das Leben dieses Humanisten ist wohl am genauesten von allen in Österreich wir kenden Vertretern der neuen Geistes richtung erforscht worden, ein Histori ker hat ein volles Gelehrtenleben dafür aufgewendeb^ -, wir werden Guspinian noch als Diplomat bei Verhandlungen für den Kaiser zu würdigen haben, und werfen wir einen Blick auf die Gelehrten, die sich nicht den neuen Idealen der Wiederbelebung der Antike hingegeben haben: Zur Zeit Friedrichs III. war dies Thomas Ebendorfer, in den Anfängen Maximilians Ladislaus Sunlhaym (um 1440-1513),^" der Verfasser der KlosterAschbach (wie Anm. 26) 2, S. 299, und Anm. I, dazu Ankwicz (wie Anm. 28), S. 13 f., mit Anm. 48 und 49. Ankwicz, ebd., S. 14, und Anm. 51. Hieronymus Baibus verzichtete 1496 auf seine Lehrtätigkeit, Celtis wurde sein Nachfolger, siehe Rupprich, Humanismus und Renaissance, S. 48. " Ein aus Oberösterreich stammender Gelehrter in ähnlicher Funktion soll hier erwähnt werden: Wilhelm Puelinger (Pullinger) aus Würting im Land ob der Enns (t 1534), der als Humanist den Namen Polyhymnius (Polymnius) verwen dete. Schon 1492 als Magister legens an der Wiener Universität widmete er sich dann medi zinischen Studien, war zwischen 1503 und 1533 neunmal Dekan der medizinischen Fakultät, 1502 Rektor (er bewilligte, daß die Zöglinge des Collegium poetarum unter Celtis' Leitung in der Aula Komödien des Terentius und Plautus aufführen durften), war Mitglied der gelehrten Donaugesellschaft und wurde von Maximilian zum Leibarzt ernannt, war auch Geschichts schreiber usw., s, Aschbach 2, S. 344f. " Über Hans Ankwicz-Kleehoven (1883-1962) s. den Nachruf von Donin in: Mitteilungen der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung in Wien 15, n. 2, Dezember 1962, S. 77 f., Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien 1, Wien 1992, S. 112 und S. 600 f. Fritz Eheim, Ladislaus Sunthaym, Ein Histori ker aus dem Gelehrtenkreis um Maximilian L, MIÖG 67, 1959, S. 53-91, Wiesflecker 5, 1986, S. 362-365, Winfried Stelzer, Sunthaym (Sunthaim, Suntheim/er), Ladislaus, VL 9, 2. Liefe rung, 1994, Sp. 537-542.
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