OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Noch ein Wort zu den späteren Schicksalen von Paulus Amaltheus: Gelegentlich eines späteren Aufenthaltes in Deutschland wurde er 1517 ermor det. Unter den jungen Leuten, die sich in Wien um Amaltheus geschart hatten, war auch Johannes Cuspinian.^* Er hat eine Anzahl von dessen Gedichten in einer Handschrift aufgezeichneP' und an zwei Stellen der Lebensbeschreibung Fried richs III. in seinen „Caesares" poetische Werke von Paulus Amaltheus einge schaltet. Cuspinian stammte aus Schweinfurt und wurde als Sohn des Bürgermeisters Hans Spießheimer dort 1473 geboren. Im Sommersemester 1490 ist er in Leipzig immatrikuliert, der deut schen Hochschule, an welcher der Hu manismus am frühesten auftrat und am schnellsten Fuß fassen konnte. Aus der Feder seines damaligen Lehrers Matthaeus Lupinus Calidomius gibt es die Erzählung, wie Cuspinian, als „adolescens pene barbarus" (wohl 1488) hinge kommen, schon nach drei Jahren eine bessere Fertigkeit im Gebrauch der latei nischen Sprache, sowohl in der gebun denen als auch in der freien Form, er langt habe, daß er schließlich sogar sei nen Lehrer hinter sich ließ. 1491 ging Cuspinian nach Würzburg, 1492 ist er in Wien. Er bezeichnet sich sofort als „poeta" und sucht Anschluß an die Wie ner Humanistengemeinde. Erst im Win tersemester 1493/94 immatrikulierte er an der Universität, studierte aber vorher privat und gehörte wohl in dieser Zeit zum Kreis um Amaltheus. Das früheste bekannte Erzeugnis aus der Feder Cuspinians ist ein Gedicht zur Begrüßung des aus Ungarn heimkehrenden Mäzens der Wiener Humanisten, des oben bespro chenen kaiserlichen Rates Dr. Fuchsmagen.^^ Erstmals verwendet er hier die lati nisierte Namensform und bittet auch im Namen der befreundeten Dichter Cimbriacus, Amaltheus, Celtis und Baibus den Adressaten, also Fuchsmagen, sich als Beschützer der Musen zu erweisen. Es könnte sein, daß ein (heute verlore nes) Gedicht auf den Markgrafen Leo pold - dessen Heiligsprechung erst 1485 erfolgt war^'' - den Anlaß dazu gab, daß bei der Leichenfeier für Friedrich III. am 7. Dezember 1493 Cuspinian aus den Händen Maximilians den Dichterlorbeer empfing.^® Am 4. Juli 1494 ersuchte Cu spinian in der Fakultätssitzung, daß man ihm einen Raum für Lesungen „in poesi" zuweise; und als das Werk des Griechen Dionysius Alexandrinus in der lateini schen Ubersetzung von Priscianus (das er wohl bei der Vorlesung heranzog) 1494 bei Winterburger in Wien im Druck erschien, da hat er es zu Wid mungszwecken für seine Förderer verAnkwicz (s. Anm. 28) in der umfassenden Bio graphie. Jetzt Handschriftensammlung der Osterreichi schen Nationalbibliothek (= CVF), Cod. 3506, Ankwicz, ebenda, S. 9. Episodion Cuspiniani poetae ad magnificentissimum regium senatorem Jo. Fuchsmannum de literis optime meritum ac musarum patronum, siehe Documenta Cuspiniana, hg. von Hans Ankwicz von Kleehoven (Archiv für österrei chische Geschichte 121/3), Wien 1957, n. 71, p. 88 f. " Georg Wacha, Zur Ikonographie des heiligen Leopold, in: Adler 3 (XVII), 1953, S. 1-5 (über die abgeschlossene Vorbereitung zur Heilig sprechung 1483, das Celtis-Epigramm und die Leopolds-Reden der Universität), ders., Leo pold III., der Heilige (Wissenschaftliche Schrif tenreihe 12), St. Pölten - Wien 1975, S. 17 (Cu spinian); über das verschollene Gedicht in der Dissertation „Leopold der Heilige und Kloster neuburg", Wien 1949, S. 62, Anm. 5. Ankwicz (wie Anm. 28), S. 11.

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