OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Amaltheus' Helfer war der Tiroler Humanist Dr. Johannes Fuchsmagen, eher ein Bildungsgenießer als ein Schöpfer (wie in Lhotsky^® charakterisiert), aber der erste systematische Sammler von In schriften, Münzen und Texten der An tike, von mittelalterlichen Chroniken und sonstigen Quellen. Fuchsmagen er warb in Wien ein Haus (in der Seiler gasse), das Mittelpunkt des humanisti schen Kreises wurde, die Amtsgeschäfte für Friedrich III. und Maximilian führten ihn aber oft nach Linz. So war er 1492/93 am Kaiserhof in Linz, empfing und ver abschiedete die venezianische Gesandt schaft,^' überbrachte Maximilian eine Sendung von Erzherzog Sigmund,^® als Mitglied des Regiments amtierte er 1493 in Wien, hielt sich aber ab 1501 - mit Un terbrechungen im Auftrag des Kaisers - bis zur Rückverlegung des Regiments 1510 in Linz auf. Hier hat er in vielem an regend auf Dichter, Geschichtsforscher und Literaten gewirkt, stand auch mit den humanistisch gebildeten Prälaten des Landes in Verbindung.^^ Quintus Aemilianus Cimbriacus aus Pordenone, 1489 von Maximilian zum Dichter ge krönt, hat ihm ein Gedicht gewidmet, Paulus Amaltheus ein Epigramm und eine Ode, Franciscus Niger,Engelhardus Teutonicus, Henricus Eutycus und Jacobus Piso Gedichte, Konrad Geltis Gedichte und Epigramme, Petrus Bonomus mehrere Gedichte und ein Epitaph. Fuchsmagen starb in Wien am 3. Mai 1510. Die Erinnerung an ihn hält der Bildteppich mit der Darstellung der Familie des hl. Leopold, eines der weni gen auf österreichischem Gebiet sich heute befindenden Erzeugnisse altflan drischer Wirkkunst,^^ aufrecht (Stift Hei ligenkreuz). ' Lhotsky, Quellenkunde, S. 434 ff. Fuchsmagen war schon 1492/93 unter Friedrich III. in Linz, siehe LR A 2/210, 216, 233, 234, das erste Ge dicht Cuspinians (wo diese latinisierte Form des Namens verwendet wurde) war Dr. Fuchsma gen gewidmet, der in der zweiten Jahreshälfte 1492, vom Krankenlager des Kaisers kommend, in Wien eintraf, siehe Hans Ankwicz-Kleehoven. Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian, Graz - Köln 1959, S. 10. Wie viele Persön lichkeiten um Maximilian wird auch Fuchsma gen bei Jan-Dirk Müller, Gedechtnus, Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian 1. (For schungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur 2), München 1982, oft erwähnt (im Re gister fehlen allerdings E und F!). ^ Weißengruber (wie Anm. 3), S. 26 f., mit Ab druck der Linzer Chronik von Sint LR E 6, Reg. 207-215. ' Maximilian dankte am 2. Juli 1493 Erzherzog Sigmund von Tirol für Wildbret, Birnen und Mandeln, die Dr. Johann Fuchsmagen gebracht, siehe Victor von Kraus, Maximilians 1. Bezie hungen zu Sigmund von Tirol in den Jahren 1490-1496, Wien 1879, S. 53, n. 55. ' Vgl. den von Richard Newald publizierten Briefwechsel mit dem Kremsmünsterer Abt Jo hann 1. Schreiner von 1507 bis 1509, Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 81, 1926. Der Brief vom 10. Juli 1508 in der Ausstel lung „Linz in der Geschichte Österreichs", Linz 1961, S. 50, n. 169. - Ein Petrus Nigri OP, der 1481 vom Ordensgene ral die Erlaubnis erhalten hatte. Hebräisch zu lehren, reiste 1481 nach Buda, einem Ruf König Matthias Corvinus folgend, und starb dort 1483, siehe VL 6, Sp. 1009. Eine Verwandtschaft mit Franciscus Niger ist zwar nicht anzuneh men, doch gibt dies wieder einen Hinweis auf den Grund von Geltis' noch zu besprechender Reise nach Buda/Ofen. ' Die Charakterisierung des Bildteppichs nach Ankwicz, Der Gobelin des Doktor Fuchsmagen in Heiligenkreuz, in: Alt-Wiener Kalender für das Jahr 1924, S. 64 ff., wiederholt bei Lhotsky, Quellenkunde, S. 435. Felix Czeike, Histori sches Lexikon Wien 2, Wien 1993, S. 431. Der Teppich (ÖKT 19, S. 114 ff.) war auf der Inns brucker Maximilian-Ausstellung 1969 zu sehen (Katalog Nr. 365, Abb. 67). Die Liste der ver schiedenen Gedichte (nach Zingerle) bei Lhotsky, Quellenkunde, S. 442.

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