OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Gesandtschaft zu den feierlichen Exequien für Friedrich III. in St. Ste phan.^ Daß bei einem undatierten Brief Peutingers an den Rat von Augsburg „Lintz pfarrhof" angegeben ist, kann sich auf eine Art Postlageradresse, auf die ge plante Rückreise über Linz und dort zu nehmendes Quartier, aber auch auf Ver bindung zu dem damaligen Stadtpfarrer beziehen. Von Georg Schrettel, der - von Maximilian gefördert - 1494 in Linz diese Stelle innehatte, war schon bei den Auseinandersetzungen um das Urfahr die Rede, von humanistischen Neigun gen dieses kaiserlichen Rates und Advo katen (wie er genannt wird) ist wenig be kannt.' Bernhard Perger nennt ihn in ei nem Brief an Johannes Reuchlin als „Lizenhaten Georg Schrötel", dem er nach Linz schreiben wolle, „damit auch er sich Deinen [Reuchlins] Wünschen in Sachen Deines gräflichen Herrn [Graf Eberhard im Barte von Württemberg] an unserem kaiserlichen Hof recht aufmerksam er weise."^ Darauf wird gleich ausführlicher zurückzukommen sein. Der kaiserliche Sekretär Johann Krachenherger (Gracchus Pierius)^ zog in Linz erste Fäden zwischen Petrus Bonomus, Johannes Reuchlin und Konrad Celtis.® Von Celtis wird im nächsten Ab schnitt noch ausführlicher zu sprechen sein. Der Humanist Bernhard Perger war seit 1486 in der kaiserlichen Kanzlei tä tig, seit 1491 Superintendent der Wiener Universität. Sein Hauptwerk, das „Introductorium arhs grammaticae", 1479 entstan den, war die erste lateinische Grammatik eines deutschen Humanisten, die mit den überkommenen mittelalterlichen Lehrbüchern brach und sowohl sach lich als auch methodisch eine neue Grundlage für das Erlernen des Lateins schuf. 1482 übergab er Friedrich III. einen astrologischen Kalender für die Jahre bis 1500, hielt 1493 eine Totenrede auf den Kaiser.' Perger hielt sich häufig in Linz auf. Er besaß hier ein eigenes Haus in der Altstadt und verwahrte in seiner Woh nung eine Bibliothek griechischer und Konrad Peutingers Briefwechsel, hg. Erich Kö nig (Veröffentlichungen der Kommission für Er forschung der Geschichte der Reformation und Gegenreformation, Humanisten-Briefe 1), Mün chen 1923, S. 1-16, n. 1 ff., n. 5. Ludwig Rumpl, Die frühen Stadtpfarrer (12401552), in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1966, S. 11-59, bes. S. 28, Vom Linzer Stadt schreiber Hans Hittinger, tätig 1490-1502, der ja eine Peutinger ähnliche Stelle bekleidete, weiß man persönlich nichts, Rumpl, Die Linzer Stadtschreiber, ebd. 1967, S. 249-317, bes. S. 259. ' Nach Konrad Schiffmann, Johannes Reuchlin in Linz. Eine historische Erzählung, Saarlouis 1914, S. 11. Der Brief Pergers vom 26. März 1492 siehe in Anm. 14. ■ Zu Krachenperger Aschbach 2, S. 421 f., Anton Mayer, Wiens Buchdruckergeschichte 1, 1883, S. 160, Schmidt, Kehr. 2, S. 12, MIÖG 60, S. 208, Max Vancsa, Geschichte von Nieder- und Oberösterreich 2, S. 554. ' Über den Brief Krachenpergers an Celtis vom 13. April 1492, Linz, vgl. Gustav Bauch, Die Reception des Humanismus in Wien, Breslau 1903, S. 28, Anm. 3. Hans Rupprich, Der Brief wechsel des Konrad Celtis (Humanistenbriefe 3), München 1934, n. 28, S. 50-52. ' F. J. Worstbrock, Bernhard Perger von Stainz, VL (= Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon) 7, 1989, Sp. 404-408.

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