dient. Und für die Gasthäuser in der Umgebung war das wesentlich billiger und der Wein war besser; es war für beide Seiten gut. Die Wirtsleut' waren oft ganz wild nach dem Wein, vor allem auf den Merlot." Noch heute liegt in ei ner Bank in Steyr ein Exportantrag von Luigi Savio für mehrere Hektoliter friulanischen Weins. Er ist mit seiner Arbeit als Capolavoro und dem Nebengeschäft eines Weinhändlers wohlhabend ge worden. In seiner Heimat kaufte er für seine Nachkommen insgesamt vier Häu ser an. Luigi Savio starb 1937, der tüchtige Amelio wurde unbestritten zu seinem Nachfolger als Werksleiter eingesetzt. Sein Leben war nun mehr denn je ge prägt von der Ziegelarbeit. Der tiefgläu bige Mann hielt sich aus politischen Dingen heraus und überstand so unbe schadet die Wirren der dreißiger Jahre. Erst 1938, als die Nationalsozialisten die Macht in Osterreich ergriffen, wurde für ihn zur Zäsur: „Da sind die ersten Be schwerden gekommen, warum ist ein Ausländer, ein Italiener Werksleiter? Ich wurde zur deutschen Arbeitsfront vor geladen, ein nationalsozialistischer Ar beiter hat mich denunziert. Es ist zu er sten Auseinandersetzungen gekommen." Seine Unersetzlichkeit als Spezialist und sein Chef schützen ihn vorerst vor Ver folgungen; später wirft man ihm Schwarzhören vor. SS-Männer holten ihn schließlich im Jänner 1945 ab, er war denunziert wor den. Nach Verhören, Schlägen und eini gen Wochen Haft brachte man ihn ins KZ-Außenlager Schörgenhub. Zuerst kam er in die sogenannte „Russenba racke" zu den sowjetischen Häftlingen. Dort lief alles darauf hinaus, die Insassen sterben zu lassen. Es gelang ihm, in eine andere Baracke verlegt zu werden, doch auch dort gab es Schläge, wenig zu es sen und harte Arbeit. Die Insassen muß ten sinnlos Schotter herumtragen. Ame lio erkrankte, die Häftlinge waren unter ernährt, die Krankheit kostete ihm fast das Leben. Schließlich setzten sich die Familie und einige Freunde für ihn ein; er erhielt zusätzliches Essen. Im gehei men organisierte man im Lager Meßfei ern. Daß dies möglich war, daraus schöpfte er Überlebenswillen. Als die so wjetische Armee die Nationalsozialisten aus Wien vertrieb und die Amerikaner immer näher rückten, ließ man die Häft linge frei. Kaum gesundet, stand Amelio schon wieder im Ziegelwerk, bald nach Kriegsende wurde mit der Produkhon begonnen. Die unruhigen Zeiten waren jedoch nicht sogleich zu Ende: SS-Män ner wurden als Sühnearbeiter ins Werk gebracht, sie beleidigten einen italieni schen Kollegen Amelios, Raufereien wa ren die Folge. „Nach dem Krieg ging's aufwärts. Wir waren noch immer einige Italiener im Werk und im Wiederaufbau hat man jetzt eines gebraucht: Ziegel, Ziegel, Zie gel. Und dafür sind gerade die richtigen Arbeitskräfte gekommen - die Volks deutschen, die vertriebenen Deutschen." Amelio Savio ist beeindruckt vom Ar beitsethos der neuen Arbeiter. „Die Banater waren unglaublich. Da hatten wir einen Brenner, der konnte durcharbeiten - tagelang." Amelio heiratete nach Kriegsende die einheimische Arbeiterin Margareta aus Letten, die Familie ver größerte sich um Sohn und Tochter. Er baute in der Nähe des Werks ein eigenes Haus, als hochangesehener „Moaster" ging er in Pension. Wenn man mit Ame lio spricht, so glaubt man, einem Steyrer
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