Kronländern/ 2.981 aus Ungarn und 7.280 aus dem Ausland.' Nach der Nationalität kamen vor al lem tschechische Arbeiter nach Ober österreich, als Facharbeiter und Hand werker ebenso wie als Fabriksarbeiter oder Dienstmädchen. Während in Wien und Niederösterreich tschechische und slowakische Arbeitskräfte auch in den Ziegelwerken dominierten, fiel diese Funktion in Oberösterreich italienischen Arbeitern zu. Vom Lehmabstich über das „Lehmscheiben" (Lehmtransport mit der Scheibtruhe) bis zur Arbeit am Schlagtisch handelte es sich dabei um schwere körperliche Arbeit. Ferner fand man italienische Arbeitswanderer beim Hochbau, als Erdarbeiter und beim Ei senbahnbau. Bei der Volkszählung 1900 zählte man 527 italienische Staatsange hörige, die Zahl der österreichischen Staatsbürger mit italienischer Umgangs sprache hatte 660 Personen betragen.' Doch diese Zahlen sagen wenig aus, war doch die Volkszählung stets am 31. De zember angesetzt, ein Zeitpunkt, an dem sich Saisonarbeiter, aber auch andere zu gewanderte Arbeiter nicht an ihrem Ar beitsort befanden. Im Reichsrat forder ten die nichtdeutschen Abgeordneten mehrmals eine Verlegung des Zählter mins auf einen anderen Zeitpunkt, um so eine realistische Zahl zu erhalten; die ser Vorschlag wurde immer abgelehnt, da ein Kalkül der Zählungen im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert - der Zeit der langsam eskalierenden Na tionalitätenkämpfe - war, die ethnischen Minderheiten in ihrem statistischen Nie derschlag möglichst gering zu halten.'' Der für Oberösterreich zuständige Gewerbeinspektor hielt jedenfalls 1891 fest, „daß das Ausmaß der Beschäfti gung von Italienern in den Ziegelwerken und bei den Erd- und Aushubarbeiten ein durchaus erhebliches Ausmaß ange nommen hat". Eine Zählung falle über haupt schwer, da die italienischen Arbei ter ihre Arbeitsbücher sehr nachlässig führten: „Die Italiener jedoch kamen mit Reisepaß, Heimatschein oder gar nur mit einem formlosen Zettel, in dem der Ortsvorsteher bestätigte, daß der Betref fende nach Österreich reise. Diese mehr oder weniger wertvollen Dokumente wurden bei der bezogenen Gemeinde deponiert, der dafür ausgestellte Schein genügte dem Gapolavoro, den Arbeiter, den er meist persönlich kannte, aufzu nehmen."' Wurde ein Arbeitsbuch aus gestellt, so maßen die italienischen Ar beiter dem allerdings wenig Bedeutung bei. Im Baugewerbe, insbesondere beim Eisenbahnbau, war die Aufnahme zu meist dem Polier oder Partieführer über lassen, der die gesetzlichen Vorschriften wenig berücksichtigte. So berichtete der Arbeitsinspektor über den Aufsichtsbe zirk Oberösterreich im Jahre 1893: „Im Baugewerbe sind die Verhältnisse be treffs Arbeiterausweise unverändert ge blieben. Es bildet nach wie vor das Feh len des Arbeitsbuches kein Hindernis der Aufnahme und wird sehr häufig bei '' Österreichische Statistik, Band 63, Heft 2, Wien 1903, S. 16 f. ' Österreichische Statistik, Band 64, Heft 2, Wien 1905, S. 14. ' Österreichische Statistik, Band 63, Heft 1, Wien 1902, S. 56 f. ' Vgl dazu Emil Brix, Die Umgangssprachen in Altösterreich zwischen Agitation und Assimila tion: die Sprachenstatistik in den zisleithanischen Volkszählungen 1880 bis 1910, Wien 1982. ® Bericht der k. k. Gewerbe-lnspectoren über ihre Amtsthätigkeit im Jahre 1887, Wien 1888, S. 115 f.
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