OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

des Museums Innviertier Volkskunde haus in Ried im Innkreis in ursächlichem Zusammenhang steht: Um den drohen den Verkaut der Krippe an einen Händ ler zu verhindern, gründeten Rieder Bür ger im Jahr 1909 den Musealverein, der die Einrichtung eines Schwanthalermuseums zum Ziel hatte. Die damals um den stattlichen Preis von 4.000 fl. ge kaufte „Köglkrippe" war also das erste Stück und somit der Grundstein des heute so umfangreichen Museums. Die ebenfalls naturbelassene Darstellung zeigt ein als Bretterverschlag angedeute tes Stallgebäude, auf dessen Dach zwei Tauben sitzen; es beherbergt Maria mit dem Kind, Ochs und Esel. Neben dem Kinde sitzend, die linke Hand an die Brust gelegt, mit der Rechten das Tuch haltend, auf dem das Christuskind liegt, wendet Maria sich einem der beiden vor ihr knienden Hirten zu, woraus sich eine deutliche Dreieckskomposition er gibt. Der heilige Josef und zwei mit ihren Schafen und Ziegen heraneilende Hirten sowie der große und der kleine Engel in der Wolkenglorie weisen alle auf das Kind in der Krippe hin. Wie beim Pramer Krippenwerk sind auch hier die Fi guren fix mit der Bodenplatte verbun den - das kompositorische Zueinander der Figuren wurde vom Künstler genau festgelegt. Johann Georg Schwanthaler, der seine Kindheit noch in Ried verbrachte, absolvierte seine Lehre bei Ignaz Mähl in Wels, heiratete dessen Tochter und ließ sich 1765 in Gmunden nieder. Die Dreikönigsgruppe seines Urahns Tho mas, die Johann Georg nachgebildet hat (Stadtmuseum), und die hier bereits le bendige Krippenpflege haben ihn zu Johann Peter d.Ä. Schwanthaler, Hirte verjagt einen Wolf. Foto: Innviertier Volkskundehaus Ried i.I. neuem Schaffen auf diesem Gebiet ange regt. Gegenüber den in der Rieder Werk statt entstandenen „Kunstkrippen" gibt Johann Georg Schwanthaler aber oft mals der volkstümlicheren Einzelfigu renaufstellung den Vorzug. Die enge Verbindung mit der Rieder Werkstätte beweisen weitgehende Ähnlichkeiten der Szenen des Bethlehemitischen Kin dermordes und der Flucht nach Ägypten bei der Altmünsterer Kirchenkrippe und dem Pramer Krippenwerk. Weiters schuf Johann Georg Schwanthaler Kirchen krippen für die Pfarren Obergrünburg und Kematen an der Krems, darüber hinaus zahlreiche Tiergruppen. Als seine selbständigsten Arbeiten sind die Reliefs anzusehen, die er meist signiert hat. Als Beispiel sei hier die Anbetung der Hirten aus dem Stift Schlierbach erwähnt. Die Exponate für die Ausstellung stammen aus der hauseigenen Samm lung und sind Leihgaben der Stifte Rei chersberg, St. Florian und Schlierbach, des OÖ. Landesmuseums, des Münch ner Stadtmuseums, der Kapellenstiftung Altötting, des Volkskunst- und Krippen museums Rechberger in Haslach, des Pfarramtes Pram sowie aus oberösterrei chischem und Münchner Privatbesitz. Sieglinde Baumgartner

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