OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

Zum Vereinsobmann wurde der Ad vokat Dr. Anton Herwich gewählt. Als einmalige „Beitrittsgebühr" wurden vier Kronen und zwei Kronen als Monatsbei trag, welcher vierteljährlich im vorhinein zu entrichten war, festgelegt. Das war si cherlich nicht wenig, muß man doch den damaligen Wert der Krone nach heutiger Kaufkraft mit gut 60 Schilling ansetzen! Uber den Weg zur Beschaffung eines ei genen Vereinslokals konnte keine Eini gung erzielt werden. Die Vorschläge reichten vom Neubau bis zur Anmietung eines Ateliers. So wurde vorerst der Gasthof „Zum Schwarzen Bär" in der Herrenstraße zum Vereinslokal erklärt, in welchem wöchentlich Versammlun gen abgehalten wurden. Bemerkenswert ist die berufliche und soziale Stellung der Mitglieder: Fast die Hälfte hatte mit öffentlichen Aufga ben zu tun und trug demnach das „K. u. K." vor ihrer Berufsbezeichnung. Merkwürdig erscheint uns heute, daß Mitglieder des Proponentenkomitees aus handwerklichen Berufen nicht mehr als Vereinsmitglieder aufscheinen. War für diese der Mitgliedsbeitrag zu hoch, oder fühlten sie sich in der Gesellschaft von Angehörigen „höherer" Berufs stände fehl am Platze? Eine der ersten Tätigkeiten des Verei nes war die Ausschreibung eines Foto wettbewerbes, an welchem sich die Mit glieder mit einer beliebigen Anzahl von Bildern beteiligen, jedoch nur einen Preis in Form eines Diploms erhalten konnten. Bei den Wettbewerben fungierten durch viele Jahre die Vereinsmitglieder selbst als Preisgericht. Die zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten durften daher zur Gewährleistung größter Objektivität der Entscheidung anstelle des Namens nur ein Kennwort und nähere Angaben zum Ort der Aufnahme enthalten. In einem verschlossenen Kuvert, das außen das gleiche Kennwort trug, war der jeweilige Wettbewerbsteilnehmer mit seinen ein gereichten Arbeiten aufgelistet. Erst nachdem die Bewertung der Bilder fest stand, wurden die Kuverts geöffnet und so die Namen der Preisträger ermittelt. Dieses Kennwortsystem hatte zur Folge, daß sich bei vielen interessanten alten Arbeiten der Autor nicht mehr ermitteln läßt. Seit der Gründung des Vereines machte sich das Fehlen eines eigenen Vereinslokales stark bemerkbar. Die wö chentlichen Versammlungen wurden im Gasthaus abgehalten. Die Fotoausarbei tung erfolgte im eigenen Labor oder bei einem Mitglied, welches glücklicher Be sitzer eines solchen war. Da wurde be kannt, in der Klammstraße 7 sei ein aus gedientes Gewächshaus um 100 Kronen jährlich von der Reichsgräfin Garola von Althann anzumieten. Die hohen Kosten für die Renovierungsarbeiten, welche der Verein zu tragen hatte, bewirkten eine Zinsbefreiung für drei Jahre. Die Mittel für die Renovierung und die nö tige Ausstattung wurden durch die Aus gabe von 100 Anteilscheinen zu je 100 Kronen aufgebracht, die innerhalb von fünf Jahren rückzuzahlen waren. Man war bemüht, das Vereinslokal so bald als möglich bezugsfertig zu ma chen, sodaß die nächste ordentliche Hauptversammlung bereits am 18. April 1901 im eigenen Vereinsheim stattfinden konnte. Wegen Krankheit bzw. Übersiedlung blieben die nächsten Obmänner Kaiserl. Rath. Dr. Carl Schrack und Emanuel Fischmeister nur kurze Zeit im Amte. So

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