95 Jahre Amateurfotografie in Oberösterreich Von Ludwig Windtner Der Amakurphotographen- und Schmal filmklub Linz begeht heuer sein 95jähriges Bestandsjubiläum. Er hat eine stolze An zahl von Jahren erreicht und trotz man nigfacher politischer Unruhen und wirt schaftlicher Krisen, die unser Land durch zwei Weltkriege, Inflation, Besat zungsmächte und Probleme des Wieder aufbaus durchmachte, seine Vitalität nicht verloren. Der Sitz des Vereines ist in Linz, Stockhofstraße 39-41, Tiefparterre. In ei nem Haus ist der Vortrags- und Veran staltungsraum, zugleich Porträt- und Vi deostudio, untergebracht. Im anschlie ßenden Haus befindet sich der Gemein schaftsraum mit einer Fachbibliothek und aktuellen Fotozeitschriften. Gleich zeitig können dort Bilder beschnitten und Repros von Papierbildern oder Dias angefertigt werden. In den drei mo dernst eingerichteten Dunkelkammern besteht die Möglichkeit, Färb- und Schwarzweißbilder herzustellen. So bie tet der Verein, der auch viele junge Mit glieder in seinen Reihen zählt, sinnvolle Freizeitbeschäftigung mit allen fotografi schen Arbeiten, die einem Amateur zu gänglich sind. Es ist sicher interessant, einen Blick auf die Zeit unserer Grün dung und den damaligen Stand der Photographie, wie sie sich damals noch schrieb, zu werfen. Um 1890 endete die Frühzeit der Fo tografie. Bislang hatte der Fotograf sein Verbrauchsmaterial selbst hergestellt bzw. präpariert. So war jeder ernsthafte Amateur und Berufsfotograf oft auch Er finder und Entdecker, da er sich so gut als möglich mit dem vorhandenen Mate rial zurechtfinden mußte. Die Fotografie verließ nun die Ate liers, an die sie bisher gebunden war. Die monströsen Kameras blieben für Por trätaufnahmen noch dort, handlichere Kameras standen für alle anderen Arbei ten schon bereit. In allen Ländern ent standen jetzt Firmen, welche fotografi sche Geräte und Materialien herstellten. Entwickler- und Fixiersubstanzen gab es fein säuberlich abgepackt in fotografi schen Handlungen, die von Amateuren oder Berufsfotografen betrieben wur den. Gearbeitet wurde bereits ausschließ lich mit der Trockenplatte, die schon „orthochromahsch" sensibilisiert war, d.h., sie war nicht mehr ganz farbenblind und konnte die Farben - außer Rot - im Grauwert halbwegs richtig wiedergeben. Das Trägermaterial für die lichtempfind lichen Aufnahmeschichten war zumeist Glas. Hohes Gewicht und Zerbrechlich keit mußten hingenommen werden. Be kannte deutsche Plattenhersteller waren Dr. Karl Schleußner in Frankfurt und Otto Perutz in München. Dazu kam spä ter noch der Planfilm auf Zelluloidbasis, bei welchem die einzelnen Aufnahmen, wie bei der Platte, bei Rotlicht in der Dunkelkammer „nach Sicht" individuell entwickelt werden konnten. Der schon vor 1890 in den USA ent wickelte Rollfilm fand in Europa anfangs wenig Beachtung. Einerseits waren es die hohen Kosten durch die Verwendung
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