OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 4

zu quieken anfingen. Da konnte es schon vorkommen, daß der Fuhrmann den ganzen Wagen abräumen mußte, und daß dann die Ferkel zum Vorschein kamen, die natürlich beschlagnahmt wurden. - In manchen Fällen aber half man sich damit, die russischen FähreKontrollore mit Schnaps zu bestechen oder ihnen schon vor dem Zonenüber tritt so viel Schnaps zu geben, daß sie dann nichts mehr sahen und hörten. - Einmal wurde so ein betrunkener Soldat von seinem Kommandanten erwischt, ins Schloß gebracht und dort oben so geschlagen, daß man seine Schreie bis zur Donau herunter hörte. - Zum Unter schied von den gewöhnlichen russischen Soldaten wollten die Kommandanten der Roten Armee korrekt und gerecht sein. - Auch wenn sie zu den Bauern um Lebensmittel fuhren, achteten sie immer auf genaue Bezahlung der Waren. Frei lich konnte es dann schon vorkommen, daß sie beim Heimfahren ein Reh schös sen und als Proviant mitnahmen. Die russische Korrektheit wollte man beson ders bei der Kontrolle an der Fähre unter Beweis stellen." In Ausnahmefällen lassen die Russen eine Person auch ohne Ausweis auf der Fähre über die Donau. So einen Fall schildert der ehemalige Ottensheimer Schulwart Rudolf Hofmann im dritten Band von „Ottensheim 1945", Seite 48, unter dem Datum des 16. August 1945; „Dramatische Heimkehr des SSOberscharführers Johann Hofmann, Höflein 4; Hofmann kommt aus ameri kanischer Kriegsgefangenschaft zu nächst zu seinen Verwandten nach Eferding. Die sagen ihm, daß sein Vater vor zwei Tagen gestorben sei und daß sie auf das Begräbnis nach Ottensheim fahren wollen, wobei sie versuchen könnten, ihn von der amerikanischen Zone in die russische zu bringen. Hofmann fährt mit den Verwandten von Eferding nach Wilhering. Er muß bei der Uberfuhr warten. Die Verwandten fahren mit der Uberfuhr nach Ottensheim hinüber und gehen zu Bürgermeister Platzer, er möge ihnen be hilflich sein, Hofmann herüberzubrin gen. Dieser interveniert bei den Russen und erreicht, daß Hofmann ohne Aus weis nach Ottensheim kommen und in der russischen Zone bleiben darf. Als Hofmann über den Wasserberg hinauf geht, kommt der Kondukt mit dem Sarg seines Vaters gerade aus der Kirche her aus. Pfarrer Handstanger und der Lei chenzug bleiben stehen. Der Heimkehrer wird begrüßt. Sein verstorbener Vater verabschiedet." Ausklang Mit der Zeit werden die Ausweis kontrollen an Fähren und Brücken lokkerer und die Prozedur der Entlausung seltener. Dennoch ist man froh, als 1955 endgültig auch die letzten russischen Be satzungssoldaten aus Osterreich in ihre Heimat zurückkehren. 1955 bestand die Kommanditgesell schaft „Ottensheimer Drahtseilbrücke" aus 15 Teilnehmern, deren Obmann Bin dermeister Josef Gumplmayr und deren Geschäftsführer Zimmermeister Franz Leibetseder war.^" Heute ist die Ottensheimer Uberfuhr mangels einer Brücke nicht nur ein not wendiges Verkehrsmittel über die DoNach den Aufzeichnungen Josef Mittermayers.

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