der gesammelten Schriften Merkls - wurde in Heft 2/1994, S. 205, vorgestellt. Der damals ange kündigte zweite Teilband liegt nun vor. Er enthält die Schriften zur allgemeinen Staatslehre und po litischen Theorie. Die meisten von ihnen sind heute - wieder - aktuell: Das Zusammenleben „unbefriedeter Nationen im Rahmen eines und desselben Staates, die Ungelöstheit dieses Rechts problems im Donauraum" hat nicht nur dem Er sten Weltkrieg Motiv oder wenigstens Vorwand gegeben, sondern ist heute die Ursache des Ge metzels in Jugoslawien: siehe dazu S. 413 ff.; 451 ff. Auf S. 499 ff. ist das Flüchtlingselend aus Anlaß der Massenvertreibung der Deutschen aus Osteuropa abgehandelt mit denselben grauenhaf ten Erscheinungen, wie sie uns aus Bosnien be richtet werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Dar stellung der päpstlichen Sozialenzykliken. Der Teilband ist weiters geradezu eine Gedankenfa brik für Überlegungen und Reden zum 50jährigen Bestehen der Zweiten Republik, deren Wesen aber ohne das Wissen um die Erste Republik nicht voll erfaßbar ist. Auf S. 123 ff. und 201 ff. wird der Ständestaat aus seiner Zeit gesehen; auf S. 245 ff. ist der autoritäre dem totalen Staat in einem Zei tungsaufsatz vom 29. 8. 1937 gegenübergestellt. „Autoritär, demokratisch und ständisch" sind auf S. 227 ff. begrifflich erhellt (8. 11. 1936). Immer wieder taucht die Haltung der Religionen zum Staat auf: Wer sich von Rolf Hochhuths „Stellver treter" beeindrucken läßt, lese im Sinne „ausglei chender Gerechtigkeit" Merkls „Staatsbürger pflichten nach katholischer Staatsauffassung" aus 1937 (S. 277 ff.), ergänzend Merkls Rezension von „Luther und die Obrigkeit" (S. 405 ff.). Der Band vermittelt Allgemeinbildung der traditionellen Form, an der es jungen Menschen so sehr ge bricht. Jedem Deutschlehrer an einer höheren Schule wird die Lektüre von Merkls Schrift aus 1938 „Friedrich Schiller und der Staat" von prakti schem Nutzen sein (S. 365-403), jedermann Lesen und Überdenken des Beitrages aus 1971: „Die Zu kunft der Demokratie - Hoffnung oder Verhäng nis" (S. 715 ff.). Die hinsichtlich des ersten Teilbandes in Heft 2/1994, S. 205, ausgesprochene Empfehlung ist für den zweiten Teilband ohne Einschränkungen zu wiederholen. Josef Demmelbauer Florian Mayr: Theodor Haecker. Eine Einfüh rung in sein Werk. Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh, 1994. 77 Seiten, hart., S 131,-. Diese Einführung in das Werk Theodor Haeckers (1879 bis 1945) versucht, den katholi schen Autor vor dem Vergessenwerden zu bewah ren. Wie Florian Mayr, Jahrgang 1962, im Vorwort darlegt, wird Haecker wegen seiner Vielseitigkeit unterschiedlich eingeordnet, als „Satiriker", als „Philolog" (dies wohl wegen seines Vergil-Essays), als „Kulturphilosoph" (auf dem Umschlag der 1989 erschienenen und in Heft 3/1991, S. 299, die ser Blätter besprochenen Ausgabe seiner „Tagund Nachtbücher") oder gar als „Laientheologe". Die Literaturwissenschaft diskutiert ihn - wenn überhaupt - anhand von „Literatur in theologi scher Fragestellung". Der Rezensent vermeint, daß man, soweit man nicht bereits ein Kenner von Haeckers Werk ist, den Zugang zu ihm eher über die oben angeführten „Tag- und Nachtbücher 1939-1945" und über seinen Briefwechsel mit Ludwig von Ficker findet; dieser ist auf einen Blick zu ersehen aus den im Haymon-Verlag, Innsbruck, erschienenen Bänden „Ludwig von Ficker. Briefwechsel 1914-1925", S. 568, und jenem aus den Jahren 1926-1939, S. 449. (Besprechung in Heft 2/1989, S. 176, und in Heft 3/1991, S. 299.) Aus diesen drei Werken und ihrer jeweiligen Kommentierung erschließt sich die breite Geistes welt, aus und mit der Haecker lebte. Der philosophisch-theologisch Gebildete freilich wird auch ohne diese „Vorarbeit" Florian Mayrs Einführung verstehen, die als Bd. 13 in die Reihe „Politik- und kommunikationswissenschaft liche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft" aufgenommen wurde. (Ein kleiner Hinweis: In der Anm. 5 zum Vorwort hat die dort angegebene „Anmerkung" 18, nicht 19 zu lauten.) Josef Demmelbauer
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