Der neue Angriff auf die alte Stadt Bald wird es zwanzig Jahre her sein, daß 1975 das Europäische Jahr der Denkmalpflege ausgerufen wurde. Das Jahr 1981 brachte dann die Europäische Kampagne für Stadterneuerung. Ein neues Bewußtsein und einer neuer Um gang mit dem historischen Erbe ent stand. Viele positive Beispiele des Denk mal- und Ortsbildschutzes, der Altstadt erhaltung und Dorferneuerung wurden vorgestellt, Schutzzonen wurden erlas sen und Förderungen angeboten. Sogar jene Städte, die im Zweiten Weltkrieg fast dem Boden gleichgemacht wurden, wie Wr. Neustadt und Villach, bieten heute ein ansprechendes und das histori sche Erbe respektierendes Stadtbild. Während der Denkmalschutz in der Zwischenzeit die technischen Denkmale und historischen Gärten entdeckte, ent stand in den Köpfen der Architekten aber ein Gegenentwurf. Als europawei tes Signal wirkte der Bau der Glaspyra mide im Napoleonhof des Louvre, die Präsident Mitterrand als imperiale Geste durch den amerikanischen Architekten I. M. Fei verwirklichen ließ. Die Zeichnung von Fei stand sogar auf einer Staffelei in Mitterrands Büro. Dieses Signal tat seine Wirkung: Was sich Mitterrand, der wie ein König der Neuzeit agierte, als die große Außer gewöhnlichkeit zugestand, glauben nun landauf, landab mehr oder weniger be gabte Architekten auch ihren Stadtvä tern anraten zu können. Wenn es schon keine Pyramide sein kann, dann doch wenigstens eine Verglasung eines Hofes, ein Zu- oder Verbindungsbau an ein hi storisches Gebäude oder eine ZeitgeistFassage im Altstadtambiente. „Arkade" in Linz. Foto: D. Assmann Zur gleichen Zeit, wie eine Befra gung der Spectra-Marktforschung im Auftrag des Vereins Denkmalpflege in Oberösterreich die überaus hohe Akzep tanz der Denkmalpflege durch die Be völkerung ergibt, wird der Landeskultur preis für Architektur einer Linzer Allerweltspassagengestaltung vergeben, die dem Flair der angrenzenden Häuser durch Stahl und Glas um eine halbe Mil liarde Schilling Paroli bietet. Nichts erin nert mehr an Linz, die Lifestylearchitek tur kennt keinen Spiritus loci. Trotz der positiv kolportierten Bei spiele der Ferstel-Fassage und des Sünnhofes in Wien werden nun auch klein sten Altstädten solche Fassagen in die historische Bausubstanz einverleibt: Bei spiel Steyr und Braunau. Während au ßen, wie auch in Linz, die Fassaden mei sterhaft renoviert werden, wird im Inne ren die zeitgenössische Moderne von der Leine gelassen. Die Gefahr für die Ensembles der hi storischen Stadtbaukunst liegen auf der Hand. Wenn nun schon das altehrwür dige Technische Museum in Wien einen gläsernen Zubau vor die Front verpaßt bekommt, die Staatsoper und die Glo-
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