nes schlechten Gesundheitszustandes wurde er umgehend in seine Heimat stadt Breslau entlassen. Aber dorthin konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Breslau war polnisch geworden. Um halbwegs überleben zu können, ar beitete er einige Zeit bei einer Baufirma und schaufelte Schutt von den Wiener Straßen. Als die „Reichsdeutschen" Osterreich verlassen mußten, war auch Wokittel davon betroffen. Er schlug sich zu einem Bekannten nach Westdeutsch land durch und begann dann als Mecha niker im Kohlenrevier des Ruhrgebietes zu arbeiten. Wolfgang Mayr^' war der erste der Unglücksbesatzung, der auf den Beinen war. Mit Hilfe der Rotkreuzschwester Margarete Windhager, die zu diesem Zeitpunkt im Lazarett Dienst versah, er hielt er Zivilkleider. In der Nähe des Bahnhofes von Freistadt überschritt er die Demarkationslinie. Bei einem Bau ern in Auerbach bei Hirschbach fand er für einige Tage Zuflucht und Verkösti gung. Auch Helmut Lußky wollte nicht ta tenlos sein weiteres Schicksal in Frei stadt abwarten. Mit Hilfe einer russisch sprechenden Krankenschwester, die ihm von irgendwoher einen Passierschein be sorgte, gelangte er in amerikanisch kon trolliertes Gebiet. „Ich habe vorher mein Flugbuch verbrannt, weil außer sämtli chen Feindflügen auch die Abschüsse et licher russischer Flugzeuge eingetragen waren. Auch standen die Namen meiner Besatzungsmitglieder sowie die Orte darin, von denen aus ich operiert habe. Meine Auszeichnungen und das Flug zeugführerabzeichen tauschte ich gegen Zigaretten und Lebensmittel. Ich wollte nach Linz. Durch Zufall fand ich in ei nem mit Landsern vollbesetzten Auto Platz. Auf der Fahrt wurden wir von be waffneten ehemaligen KZlern aus Maut hausen gestoppt. Das Fahrzeug wurde sofort von ihnen beschlagnahmt, und wir mußten froh sein, daß wir mit dem Leben davonkamen. Zu Fuß und ein Stück mit der Bahn erreichte ich dann Linz, wo ich in amerikanische Gefangen schaft kam. Mit einem amerikanischen Entlassungsschein ausgestattet, traf ich dann am 2. Juli 1945 bei meiner Familie in Altenburg in Thüringen ein." Die Geschichte wäre somit aufge klärt und in allen wesentlichen Einzelhei ten erzählt, wäre da nicht ein äußerst mysteriöses Detail, das von einigen Au genzeugen bestätigt wird. Etliche Jahre nach diesen Ereignissen tauchte in St. Oswald an der Absturz stelle ein Mann auf, der behauptete, ein Uberlebender des Absturzes der deut schen JU 88 zu sein. Er sprach mit eini gen Bewohnern und keiner zweifelte an seinen Angaben. Zielstrebig fand er sich im Gelände zurecht und bewies seine Ortskundigkeit. Keiner fragte damals nach seinem Namen und seiner Her kunft. Nachdem sich nun die ehemalige Be satzung dieser Maschine erstmals 1993 wieder getroffen hatte, wurde auch die Frage gestellt: Wer war schon einmal vor längerer Zeit an der Absturzstelle? Und alle vier beteuerten, zum ersten Mal nach dem Absturz hier zu sein. Geb. 1921 in Schwarzach in Vorarlberg, Uffz., Rad&rmeßfunker, war nach dem Krieg Ver kaufsleiter einer großen Textilfirma in Vorarl berg. Heute lebt er als Pensionist in Schwar zach.
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