Ungarische Soldaten, welche zu die ser Zeit in der Schule von Amesreith ein quartiert waren, liefen auch zur Absturz stelle. Sie bemächtigten sich der Pistolen, die die Flieger bei sich hatten. Große Freude löste bei ihnen jedoch ein Behäl ter aus, den sie im Rumpf der Maschine entdeckten und der die Bruchlandung unbeschädigt überstanden hatte: ein Schnapsplutzer mit zehn Litern hoch prozentigem Inhalt. Die Bevölkerung der Umgebung hatte es besonders auf das Benzin, wel ches noch in den Tanks des Flugzeuges war, abgesehen. Auch gut verpacktes Porzellangeschirr fand man in den Trümmern. Die Verletzten lagen bis zum Nach mittag in den Bauernstuben. Dann tauchte, verständigt vom Gemeindearzt aus St. Oswald, ein alter Sanitätskraft wagen aus Freistadt auf. Die Fahrt nach Freistadt war abenteuerlich. Als die An höhe beim „Größlinger-Wirt" überwun den war, tauchten wieder Tiefflieger auf. Der Fahrer riß den Wagen von der Straße in einen Feldweg hinein, um dort unter Obstbäumen Schutz zu suchen. In letzter Zeit war es des öfteren vorge kommen, daß auch Fahrzeuge mit dem roten Kreuz am Dach von amerikani schen Jabos zusammengeschossen wur den. Die vier Flugzeuge donnerten je doch, ohne dem Fahrzeug nähere Beach tung zu schenken, weiter Richtung Frei stadt. Man horchte noch eine Weile, ob diese „Wilde Jagd" wieder auftauchen würde. Es blieb alles ruhig, und so konnte man die Fahrt nach Freistadt fort setzen.^^ Freistadt Das Lazarett befand sich im Marianum von Freistadt.^^ Anfang Mai 1945 war es bis zum letzten Platz mit verwun deten Soldaten vieler Nationen und kranken Flüchtlingen belegt. Helmut Lußky erinnert sich: „Etwa um den 7. oder 8. Mai erwachte ich auf einer Pritsche am Boden des Turnsaales. Irgendwer sagte, daß der Krieg schon aus sei. Meine erste Frage war, wer denn gewonnen hätte? Ganz war ich zu die sem Zeitpunkt noch nicht da." Als außerordentlich schwer erwies sich die Fußverletzung von Hanns Bumbel.^^ Viele Monate mußte er in den ver schiedensten Krankenhäusern verbrin gen. Auf Grund dieses unliebsamen Er lebnisses hat er es bis 1993 vermieden, Freistadt zu besuchen. Sehr schwer war auch die Kopfver letzung von Rudi Wokittel:'^ „Als ich nach etwa drei Wochen wieder so halb wegs bei Bewußtsein war, bemerkte ich, daß mein Fliegersack mit den wenigen persönlichen Habseligkeiten an meinem Bett hing. Irgend jemand hat ihn beim Flugzeug gefunden und hier im Lazarett abgeliefert. Es war noch alles drin, nur meine Pistole fehlte." Am 15. Juni 1945 wurde er mit schweren Gleichgewichts störungen aus dem Lazarett entlassen und von den Russen als Kriegsgefange ner nach Wien gebracht. Auf Grund seiAussage von Wolfgang Mayr (siehe Fußnote 35), der den Transport bei vollem Bewußtsein erlebte. " Vgl. Fritz Fellner: 1918 - ein Zeitzeugenbericht, in: OÖ. Heimatblätter, 48. Jg. (1994), Heft 3. An merkungen zur Geschichte des Marianums Freistadt. Geb. 1919, Fw., Bordfunker, war nach dem Krieg Bauingenieur und Stadtrat in CastropRauxel. Geb, 1922, Uffz., Bordmechaniker. Bis zu seiner Pensionierung war er Techniker in der Metall branche im Ruhrgebiet. Wohnt heute in Herne.
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