OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

Brand geschossen^' In Gallneukirchen^^ griffen Tiefflieger den Ort an. Zwei Menschen, Anton Hunger und Maria Rabner, kamen ums Leben. Im Verlauf dieses Angriffes gingen auch zwei Wirt schaftsgebäude in Tumbach in Flammen auf.^^ In Kefermarkt rettete die Umsicht der Lehrerin Margarete Reischl zahlrei chen Kindern das Leben.^' Sie schickte die Kinder vorzeitig nach Hause. Eine halbe Stunde später erfolgte ein Tiefflie gerangriff auf den Ort. In das Gasthaus Atteneder, das als Behelfsschule diente, schlugen sechs Schüsse ein. Zwei Perso nen wurden getötet und zwei schwer verletzt. Das sogenannte „Armenhäusl" an der Bahnlinie in der Nähe des Bahn hofes Kefermarkt wurde angegriffen. Al lein mit den Bordwaffen wurde es dem Erdboden gleichgemacht. „An dem Tag, als das Armenhäusl von Kefermarkt zer stört wurde, wurden auch meine Schwe ster (11 Jahre) und ich (12 Jahre) von amerikanischen Tieffliegern ohne er sichtlichen Grund mit Bordwaffen ange griffen. Nur ein Sprung in einen Durch laß der Eisenbahn rettete unser Leben. Alles, was sich bewegte, wurde beschos sen."" Um etwa 9.30 Uhr schössen Tief flieger das Krakowitzer-Anwesen in Hiltschen bei Leopoldschlag in Brand. Der in der Scheune übernachtende Rheinländer Heinz Stein verbrannte da bei.^" Nach amerikanischen Quellen wur den allein an diesem Vormittag zwischen 8.04 und 10.51 Uhr acht Lokomotiven,^^ 66 Waggons und vier deutsche Flug zeuge zerstört.Es schien, als ob die amerikanischen Jabos einem absurden Befehl zu folgen hätten: „Schießt auf al les, was sich bewegt, und kehrt nur zu rück, wenn Tanks und Magazin leer sind." Wartberg ob der Aist Um 9.15 Uhr kamen Major Jenkins zwei tieffliegende Flugzeuge zu Gesicht. Es waren zwei JU 88, die vor wenigen Minuten von Raffelding aus gestartet waren. Jenkins ging sofort in Angriffspo sition und feuerte auf die zuletzt flie gende Maschine aus allen Rohren. Die Wirkung war verheerend. Das getrof fene Flugzeug neigte sich steil nach un ten und stürzte in einen kleinen Wald nahe der Ortschaft Arnberg bei Wart berg ob der Aist.^' Alle vier Besatzungs mitglieder waren sofort tot. ' Heimatbuch Gutau, Gutau 1968. ' Heimatbuch Gallneukirchen, Gallneukirchen 1982. ' Dieser heftige Angriff auf Gallneukirchen hatte wahrscheinlich seinen Grund darin, daß hier eine Flakbatterie stationiert war. Auch waren hier zu diesem Zeitpunkt Hunderte Soldaten, die von der Auhofkaserne zur Verteidigung des Mühlviertels hierher verlegt wurden. Siehe Nä heres; Heimatbuch Gallneukirchen, Gallneukir chen 1982, S. 251 f. ' Edmund Merl: Besatzungszeit im Mühlviertel, Grünbach 1989. ' Zeitzeuge Josef Stitz, Galgenau, Gemeinde Ke fermarkt. ' Gemeindechronik Leopoldschlag. Unter anderem komplette Zugsgarnituren in den Bahnhöfen von Freistadt und Summerau. ' Thunder Monsters Over Europe, History of the 405th F. G. in WW II. Die vier Flugzeuge konn ten im Mühlviertel lokalisiert werden: Major Ralph C. Jenkins schoß eine JU 88 in St. Oswald und in Arnberg bei Wartberg ab. Er wurde des wegen zum Lieutenant Colonel befördert (Brief vom 27.4.1994: „Incidentally I was promoted to Lt. Col. on or about 4th May 1945"). 1/Lt. J. R Sides schoß eine JU 52 in Holzwinden bei Steyregg ab und Glenn B. Gremillion schoß (oder verursachte zumindest den Absturz) eine JU 88 in Arbing ab (Quellen: USAAF European Theater World War II Victory Credits). ' Ralph Jenkins, Brief vom 23. März 1994.

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