„des madl /mid de schwoazzn hoa / ned auslossn ... I renna / nochrenna mächtida / owa i kumm ned / von da stöö". Er kommt auf seiner Straße nicht von der Stelle, weil ihn die Angst in ihren Klauen hält, „a liacht / steigt do hintam lond auffa / foit owi / steigt auffa / woat auf di / auf mi / auf d' leit..Die Angst macht ihn unempfänglich für die Liebe. Er fühlt sich verfolgt von den glatten, schönen Gesichtern auf den Plakatwänden: „a mund / voa dem i ongst hob / das a mi amoi auffrißt..." Augen verfolgen ihn, „augn de ma nochschaun / de gonze strossn ...", schwere Nebel hängen in den Bäumen, zwischen ihnen laufen Kinder mit dem Tod um die Wette, alte Weiber warten auf ihn, greifen mit ihren langen, kalten Fingern nach ihm. Er will sich von diesem Alp befreien, verdrängt die nachtbeschatteten Figuren, muß aber gleichzeitig zugeben, daß sie wiederkehren werden und er nichts dagegen tun kann. Er sucht Vergessen im Wein, „rotwein / rinnt duach meine odan", flüchtet in den Rausch des Blues, „ea baut di auf / haut di zom / wona wü", er möchte „an teifi daschiassn / an heagott schimpfn ... I mid ana frau schlofm / mid da großmuatta tonzn / und nia mea aufhean". Der Sechsundzwanzigjährige, der den Himmel zumalen möchte, mit schwarzer Farbe, hat nicht mehr weit zu gehen. Es gibt noch einige Haltestellen für ihn, an denen er Halt macht. Halt sucht, die kleine Brücke, die er im Foto verewigt hat, auf ihr stehend sucht er das Lächeln, möchte er glücklich sein, „dei heazz / in meina hond / klopfm gspian". Er schildert den Tagesbeginn, wie er aufsteht, frühstückt, zum Bahnhof rennt, im Zug sitzt und einen fünf Millimeter karierten Notizblock aus der Tasche holt, aufs weiße Papier schreibt er, was ihn bewegt, Träume hat er niedergeschrieben, von einem Dritten spricht er, der sinnlose Wörter aufgeschrieben hat. Von seinem Notizblock wandern seine Gedanken zu einem anderen Papier „mid schwoazzn rond". Zwischendurch gesteht er, daß er seiner Kindheit nachrennt, er möchte „auf an hochn haus steh / de musik / zwischn hümmi / und eadn spian" und weiß wahr scheinlich nicht, daß er das haben hätte können, in Linz, seiner Geburtsstadt, mit der Klangwolke am Donauufer, wo Zehntausende Menschen Bruckners Musik zwi schen Himmel und Erde hören und in sich eindringen lassen. Die Angst bleibt. Er hat Angst vor dem, was ist, und Angst vor dem, was kommt. Das, was kommt, kündigt sich konkret an, er schreibt es, schwarz auf weiß. Der zerbrochene Spiegel, in dem ein Gesicht liegt mit Augen, die keinen Glanz mehr haben, die Rasierklinge, die auf dem Boden liegt, der Revolver ... Die Suche nach seiner wirklichen Heimat hat ihn müde gemacht, keiner hat ihm auf die Frage, wo er hingehört, Antwort geben können. Einige haben gelacht, irgendwo würde er schon hingehören. Der Ort, wo er seine Angst verlieren wird, ist ein See. Ruhig und still liegt er da. Zwischen den Bäumen legt sich die Sonne zur Ruhe. Ein Gefühl von Frieden
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