OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

und kaufen kann, „mia gengan ins wiatshaus / womma traurig san / mia gengan ins wiatshaus / womma lustig san / mia gengan eigentlich / euwei ins wiatshaus / womma göd hobm." Im Wirtshaus trifft man sich, nicht mehr. Liebe gibt es dort nicht, Zuneigung sucht er vergeblich. Alles ist käuflich und verkäuflich, „wonst mi wiakli mogst / don gib ma an hundata", so redet der Kumpel an seiner Seite und das leichte Mädchen offeriert ihm: „fia zwanzg schülling / deafst ma a bussl gebm / fia fuchzg schülling / deafst mi ougreifm / fia hundat schülling / geh i ins bett / mit dia / und jetzt sog no amoi / i hob di ned gean." Das Wirtshaus ist auch Ort der Zerstörung. Er sieht „ziddrige händ / greifm noch da floschn / und saufms aus / da bligg is lea / da glonz in de augn / längst valoschn". Da packt ihn die Angst, „i kriag / a ganslhaud / eus i ehm / do sitzn siag." Es fröstelt ihn. Alles ist leer. Die Straße. Seine Brieftasche. Die Rumflasche. Die Häu ser. Die ganze Stadt ist leer. Und er klagt: „niagens is ana / den i frogn kou / ob mei heazz / a schou leea is." Es ist noch nicht leer, sein Herz. Er gibt sich selber die Antwort im Gedicht „wouns koid wiad". „tiaf im heazz / howi no plotz fia di / kumm dua weida / bevoas zuamochd / wia a rosn / wouns koid wiad / und da schnee feud ..." Das drängende, an seine Mutter gerichtete „kumm dua weida" klingt wie ein Hilferuf, ist auch einer, denn bis jetzt ist er nichts als „a klana wuaschdl / dea nix zum sogn hod". Er ist jetzt draußen, nicht mehr eingezwängt hinter Gittern, er hat die Sonne auf der nackten Haut gespürt, er hat mit den Blumen geredet, doch wie es scheint: er hat keine Menschen gefunden, die ihm das geben können, was er so ver zweifelt sucht, Wärme, gut aufgehoben sein, Liebe. Er hat die Welt draußen mit sei nen eigenen Augen gesehen, das Fazit ist niederschmetternd: statt einem freien Him mel zieht „a grosse / schwoazze woikn" auf ihn zu. 1978 erscheint im selben Verlag das zweite Gedichtbändchen. „Auf meiner Strass'n", das er mit sechs Schwarzweißfotos ausstattet, Bilder, die seine Handschrift tragen, die menschenleere Straße des Umschlages, ein Seeufer, das er mit einem anderen Fotoausschnitt, Meeresbootszene, genau so willkürlich verfremdet wie die Silhouette eines Waldes und die Weite eines niederbayerischen Feldes, über dem er einen lächelnden Mädchenmund schweben läßt zur nebenstehenden Aussage „der mund is gift / des i brauch / wia a toda / sein sorg". Die Weglosigkeit, die Ausweglosigkeit ist stärker geworden. Im programmaüschen Anfangsgedicht läßt er keinen Zweifel über seinen Standort aufkommen: „de strossn is lea / wia mei heazz / a koita wind / ziagt duach de baam ... I meine grossn augn / seng vatrocknate bleami ..." Er hängt schwarzen Gedanken nach: „... meine schwoazzn gedonkn / kon ma kana ausziagn / de ghean mia / mia gonz allaa ..." Seine Gedanken sind sein letz tes Hemd, das man ihm noch nicht ausgezogen hat, „nua des bissl lebm hobms ma lossn". Noch bäumt er sich auf, kämpft er um das bißchen Leben, versucht er Bezie hung aufzubauen. Er trifft ein Mädchen, im Zug, sieht sie, träumt von ihr, möchte

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