OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

Nähe seines ursprünglichen Aufstel lungsortes. Die in Stein gemeißelte Aussage der rechten Seite: „In den Jahren 1826 • 1827 weilte F. Schubert in Gmunden" ist wis senschaftlich zweifelsfrei nicht zu bele gen und somit unhaltbar. Auch die Lo kalgeschichtsschreibung orientierte sich an den historischen Fakten: So schreibt A. Reisenbichler: „Anfang Juni 1825 kam Schubert mit seinem Freunde, dem Sän ger Vogl, in die Traunseestadt ... So schied Schubert wehmütigen Herzens von dem ihm so lieben Gmunden mit dem Vorsatz, es wieder zu besuchen. Doch es kam anders. Er sah Gmunden nicht wieder." Auch Hans Habert spricht von einem „zweimaligen Besuch Schu berts in Gmunden" im Jahr 1825. - Daß im Jahre 1928 - anläßlich der 100. Wie derkehr des Todes von Franz Schubert - eine Reihe glanzvoller Konzerte aller dings nicht nur vor dem neu errichteten Denkmal stattfand, versteht sich wohl von selbst. Gmunden - Gedenktafel Badgasse Nr. 2 / Theatergasse Nr. 8 An der Wand des Hauses Badgasse Nr. 2 (an der Vorderfront Theatergasse Nr. 8) wurde am 6. Juli 1922 eine Schu bert-Erinnerungstafel angebracht, laut Piringer' vom Brahms-Freund Viktor Miller von Aichholz gestiftet. Schubert wohnte ja - zeitweilig zusammen mit Vogl - bei Kaufmann Traweger „am un tern Platz" Nr. 11; das Haus wurde über aus unvorteilhaft umgebaut. Unter ei nem Halbrelief des Kopfes von Franz Schubert aus unglasierter Keramik (ge schaffen vom Gmundner Bildhauer An ton Gerhart, geb. 1. November 1879, gest. 22. Februar 1944) befindet sich eine Marmortafel mit folgender Gravur: „In diesem Hause wohnte 1825-1827 Franz Schubert". Für diese vollkommen unbe weisbare Feststellung gilt das oben Ge sagte; dazu schreibt noch Rudolf Klein: „Die Gedenktafel behauptet unrichtiger weise Schuberts Anwesenheit auch für die beiden nachfolgenden Jahre" (1826 und 1827). Aus der jüngeren Vergangenheit stammt eine sehr präzise Aussage be züglich der oben beschriebenen beiden Schubert-Gedächtnisstätten von Elfriede Prillinger: „Die Fama hat Schuberts Auf enthalte in Gmunden im Jahr 1825 ver vielfacht; die Gedenktafel am ehemali gen Trawegerhaus und das Schubert denkmal im Franz-Josef-Park (heute rückversetzt auf den Franz-SchubertPlatz) weisen auch 1826 und 1827 fälsch licherweise als Gmundner Jahre aus, und dieser lokalpatriotische Irrtum hat sich leider in fast allen einschlägigen Publika tionen weitervererbt." Gmunden - Kammerhof Leider gibt es kein Hinweisschild auf die dort im Sommer 1825 stattgefunde nen „Schubertiaden" (die ersten fanden ab 1821 in Wien statt); zweifellos war damals der Kammerhof „das Amtsge bäude, das dem Salzoberamtmann und anderen Beamten als Wohnung diente". Zumindest in einem Punkt irrt hier Piringer (a. a. O.): Anregung und Stiftung der Gedenkta fel können keinesfalls von Dr. Viktor von Miller zu Aichholz (1845-1910) ausgegangen sein, der ja 1922 bereits zwölf Jahre tot war. Da sein Sohn Eugen (er übergab 1939 die Brahms-Sammlung geschenkweise dem Museum der Stadt Gmun den) hieß, kann auch zu ihm kein Bezug herge stellt werden.

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