OÖ. Heimatblätter 1995, 49. Jahrgang, Heft 3

ches leistete. War er auch in seiner Fami lie ein typischer Schulmeister und - viel leicht - ein ausgeprägter Haustyrann, beseelte den grundehrlichen und jedem falschen Schein abholden Charakter ein geradezu unstillbarer Drang nach Bil dung und Wissen, der sich in der Her ausgabe eines Manuskripts unter dem Titel; „Einige kurzgefaßte chronologisch geordnete Beiträge zur Geschichte Gmundens und der nächsten Umge bung, gesammelt von Johann Nep. Wolf, Stadtschullehrer in Gmunden" beson ders äußerte. - Ferdinand Krackowizer fand hier für seine „Geschichte der Stadt Gmunden" ein wertvolles Substrat. Wolf war es auch, der durch die Gründung ei nes „Lesezirkels", in den er seine bedeu tende Bibliothek einbrachte, den min derbemittelten Ständen den Zugang zu solidem, gründlichem Wissen und zu bildender Lektüre bot. Nachdem sich der Ruf eines hervorragenden Schul mannes - nicht zuletzt durch musisch künstlerische Akzente, die später mit den Namen Franz Schubert und Niko laus Lenau in familiärem Rahmen in Ver bindung standen - weit über die Gren zen der Bezirksstadt verbreitet hatte, wurde Joh. Nep. Wolf aufgrund eines Re gierungsdekretes vom 13. Jänner 1823 zum Musterlehrer und die Stadtschule Gmunden zur Musterschule dieses De kanatsbezirkes ernannt. In dieser von ei ner starken Persönlichkeit geprägten Fa milie wuchs Nanette - ihr Bruder Karl (geb. 21. Dezember 1811, gest. 27. Juli 1817) starb im sechsten Lebensjahr - fast als Einzelkind auf. Nach dem Tode der Mutter (gest. 3. Mai 1837 in Gmunden) führte sie dem Vater den Haushalt bis zu seinem Ableben am 20. Jänner 1842. Sie war seit frühester Jugend stets empfäng lich für Musik und Literatur. Albert Böhm - der Gatte (1818-1886) Die hier festgehaltenen biographi schen Fakten fanden sich liebevoll aus geführt in dem Büchlein „Was mir der Vater aus seinem Leben erzählte" im schriftlichen Nachlaß des Sohnes Dr. Al bert Böhm. Albertus Franciscus wurde als ehelicher Sohn des Franz Böhm, Steinlieferant und Bürger, und seiner Ehegattin Elisabetha, geb. Jankin, in der Stadt Grein, Nr. 30, am 29. Jänner 1818 geboren. Früh verwaist, schickte ihn sein Vormund 1834 auf die Präparandie nach Linz. Nach Beendigung seiner pädagogi schen Ausbildung wurde Albert Böhm mittels Dekrets vom 13. November 1835 zum Lehrgehilfen an der Stadtschule in Gmunden ernannt. Sein Vorgesetzter, der Schulmeister Joh. Nep. Wolf, ver suchte mit allen Mitteln, die aufkeimen den Liebesbeziehungen zu seiner Toch ter Nanette zu unterbinden. So konnte die Eheschließung erst nach dem Tode von Nanettes Vater am 19. Oktober 1842 in der Stadtpfarrkirche Gmunden statt finden. Am 25. September 1848 wurde Albert Böhm zum Direktor der aus der Normalschule hervorgegangenen k. k. Hauptschule in Gmunden ernannt; ob seiner Verdienste wurde er zum Schulin spektor bestellt, erhielt den Titel kaiserli cher Rat und wurde schließlich Ehren bürger der Traunseestadt. - Trotz des Al tersunterschiedes von zehn Jahren ge staltete sich die Ehe äußerst harmonisch und glücklich: Albert Böhm war in jeder Beziehung ein höchst ehrenwerter Gharakter, der die außerordentlichen Eigen schaften seiner Frau stets zu schätzen wußte; er starb nach achtjähriger Wit werschaft am 10. Februar 1886 in Gmun den.

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